Die Mutter habe es auch recht schwer, sie arbeite halb­tags im Büro eines Rüstungsbetriebes und führe daneben den Haushalt für sie alle. Seine Schwester Eva bekleide eine Laborantinnenstelle, die sie sehr in Anspruch nehme, sie komme immer spät und müde nach Hause. Der jüngere Bruder sei weiter in Schleswig- Holstein als Landwirtschafts­gehilfe tätig, und Brigitte, das Nesthäkchen, komme Ostern aus der Schule und müsse dann ihr Landdienstjahr machen. Aber nun zu dir, Buddeli; erzähle mir, wie es dir hier geht, ich möchte alles wissen." Er erschrak, als ich ihm sagte, wir seien hier fünf ,, Untergetauchte" in der Wohnung. ,, Aber das ist unmöglich, Buddeli, das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Du mußt so schnell wie möglich von hier fort. Ich würde sagen, du solltest sofort zu uns kommen, aber wir haben im Augenblick schon zwei Leute illegal bei uns woh­nen, die bis zu Muttis Rückkehr bleiben. Doch im Notfall können wir auch für dich noch Platz schaffen." Ich wehrte ab. ,, Das wäre ja nicht viel anders als hier, wir wären bei euch zu dritt, und das ist zu viel. Nein, laß mich hier blei­ben, bis sie fort sind und Mutti zu Hause ist. Wenn ich dann zu euch kommen darf, bin ich sehr dankbar. Doch möchte ich auch nicht lange bei euch sein, weil es mir für euch zu gefährlich erscheint. Am liebsten ginge ich über­haupt von Berlin fort. Meinst du, es sei möglich, zu euren Freunden nach Freiburg zu gehen? Schon wegen der Nähe der Schweizer Grenze wäre mir der Aufenthalt dort be­sonders lieb. Glaubst du, es gäbe mit der Zeit eine Mög­lichkeit, in die Schweiz zu kommen?" Peter nickte. ,, Du kannst versichert sein, ich werde alles tun, um dir hinüber zu helfen. Aber das braucht Zeit, im Augenblick habe ich keine Verbindungen. Die Freiburger werden dich sicher gern aufnehmen. Doch besprechen wir das alles, wenn du erst bei uns bist." Beim Abschied bat er nochmals eindring­lich: ,, Nicht wahr, wenn irgend etwas passieren sollte, kommst du sofort zu uns, wir können es immer einrichten!"

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