daß man dich und deine Taten richtig einschätzt und dir wenigstens ein kleiner Teil vergolten wird!" Wir stimmten ihr alle zu. ,, Das könnte dir so passen", brummte Onkel Karl, der vor jeder Rührung Angst hat ,,, und vielleicht darüber vergessen, daß ich mit einem Bärenhunger nach Hause gekommen bin, der durch keine schönen Redensarten gestillt wird!" Lachend liefen Susi und Evchen in die Küche.
Eben hat mich Peter Merkel verlassen. Was für ein großer, hübscher Kerl er geworden ist! Und was viel wichtiger, was für ein kluger und guter Mensch! Sehr männlich und weit reifer, als seinen zwanzig Jahren entspricht. Er mußte mir von seiner Mutter und seinen Geschwistern berichten und vor allem von den letzten Tagen seiner Tante Kläre. Ich erfuhr, wie alles für ihre heimliche Abreise vorbereitet war. Peter selbst war nach Freiburg gefahren und hatte mit den dortigen Freunden das Notwendige verabredet. Doch als er an dem festgesetzten Morgen zu ihr kam, um sie zum Bahnhof zu begleiten- sie durfte schon längere Zeit nicht mehr bei ihnen wohnen, Leute aus dem Haus hatten an der Anwesenheit der Jüdin heftigen Anstoß genommen, und sie mietete schließlich nicht allzu weit ein Zimmer in einer jüdischen Wohnung fand er sie tot im Bett. Ein Zettel erklärte, daß sie aus dem Leben gegangen war, weil sie die Kraft zu dem Weg in die Illegalität nicht mehr aufbringen konnte. Lene und die Kinder wie unendlich hat sie sie geliebt!- sollten ihr verzeihen und sie ruhig schlafen lassen. Peter fügte hinzu: ,, Tante Kläre hat Vaters Tod im Konzentrationslager nach den langen Jahren der Quälerei nie verwunden, im Grunde hat sie damals im Frühjahr 1940 schon den Todesstoß empfangen."
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