chens eingedenk, doch sorgfältig um, ob ich nichts ver- gessen hatte. Peter war also wirklich krank gewesen, und schwerkrank dazu, das ging schon aus seinem langen Zu- bettliegen hervor, das der Arzt nie geduldet hätte, wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Wurde doch jeder Arbeitende seit langem strengstens angehalten, keinen Ar- beitstag zu versäumen, außer bei ernster Krankheit! Aber er war frei, nicht von der Gestapo geschnappt, wie ich die letzten Wochen hindurch gefürchtet hatte! Erna mußte Frau Hopf am Telephon mißverstanden haben. Aber das war jetzt gleichgültig, wichtig war nur, daß wieder die Hoffnung in mir zu keimen begann, mit Peters Hilfe einen Ausweg zu finden!

Zu Hause merkte mirdie Familie, wie Onkel Karl uns fünf nannte, sofort meine Erregung an, und nun konnte ich ihnen auch von meinen Sorgen der letzten Wochen und meiner neuen Hoffnung berichten.Ach, wie würde ich mich für dich freuen, Maierchen, so hieß ich bei ihnen sagte Evchen warm und legte ihre Hand auf meine, wenn du eine gute Unterkunft fändest! Es ist doch schon geradezu ein Wunder, setzte sie seufzend hinzu,daß es mit uns bis jetzt gut gegangen ist! Da hörten wir draußen die Tür gehen. Onkel Karl kam heim. Er begrüßte uns freundlich.Mir wird ordentlich warm ums Herz, Kinder- chen, sagte er heiter,wenn ich euch hier so um den Tisch sitzen sehe. Mir ist heute ein Gedanke gekommen. Was könnte ich mir für die Zeit, wenn der Schwindel vorbei sein wird, für ein besseres Zeugnis meiner Nazigegner- schaft schaffen, als wenn ich mich mit euch fünfen malen ließe! Zugleich hätte ich ein schönes Andenken an euch alle! Aber wo bekomme ich den Maler dafür her? Ich fürchte, daran wird mein schöner Plan scheitern! Wir mußten herzlich lachen. ‚Ach, Papa, sagte Evchen schmei- chelnd,das hast du nicht nötig, dich mit uns verewigen zu lassen, obwohl sicher jeder von uns gern so ein Bild hätte, wir alle können hoffentlich noch einmal dafür sorgen,

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