in Schwierigkeiten gerate durch solche Geschäfte, aber er winkte lachend ab. ,, Meine Arbeitgeberin ist eine Seele von Mensch, sie ist auch kein Nazi und hat Verständnis für Ihre Lage, die ich ihr ohne nähere Angaben begreiflich machen kann. Wir Angestellten können immer für den Ein­kaufspreis ziemlich viel Gemüse und Obst erwerben; was wir damit machen, darum kümmert sich niemand. Mir macht es Freude, wenn ich Susi und auch Ihnen helfen kann, ich weiß zu genau, wie es einem zu Mute ist, der von der braunen Bande verfolgt wird!" Walter hat alles gehalten, was er bei seinem ersten Besuch versprach, auch als wir nicht mehr nur zwei, sondern fünf geworden waren. Wir sind mit Gemüse, Kartoffeln und Obst reichlich und gut versorgt worden, und manches andere an Lebens­mitteln ist nebenbei noch abgefallen. Aber gestern hat er seinen Abschiedsbesuch gemacht, er zeigte uns den Stel­lungsbefehl, der ihn als Soldaten zweiter Klasse, seiner po­litischen Vergangenheit wegen, auf den Heuberg in Würt­temberg zur Ausbildung einberuft. Das ist ein schwerer Schlag. Man hört immer wieder, wie schlecht es diese Sol­daten haben, und wie sie an den gefährlichsten Stellen der Front eingesetzt werden. Aber Walter ist guten Mutes; er meinte, wer vier Jahre Konzentrationslager hinter sich ge­bracht habe, werde auch hoffentlich den Krieg noch über­stehen. Der Abschied von ihm wurde uns allen schwer wie von einem guten Freunde.

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Susi erzählte kürzlich nach einem Besuch bei ihren Schwiegereltern von deren Mietern. Es sind Slowaken, ein Major mit seiner Frau, die zum diplomatischen Korps ge­hören. Sie unterstehen nicht der Rationierung wie gewöhn­liche Sterbliche, sie erhalten auf ihren Diplomatenschein fast unbegrenzte Mengen von Lebensmitteln und benutzen das, um Geschäfte damit zu machen. So hatten sie kürz­lich einen ganzen Stoß Bettwäsche im Tausch gegen Butter und Kaffee erworben. ,, Und nun sucht der Major ein gutes Fernglas zu kaufen, am liebsten ein altes Zeiß- oder Goerz­

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