größere Gemeinschaft, in die wir alle uns gestellt sehen, hat etwas Lösendes und Erheiterndes, besonders da wir fünf uns untereinander gut verstehen und jeder den andern schätzt.
Es gibt auch fast unerschöpflichen Gesprächsstoff. Für jeden von uns sind die Schicksale der vier anderen interessant, ihre Herkunft, ihre Erlebnisse, ihre Pläne für die Zukunft. Evchen war von ihrem siebzehnten Jahr an bei einem Onkel in einem ausgedehnten Konfektionsbetrieb tätig. Evchen weiß, daß Herbert als Mann, noch dazu in militärpflichtigem Alter, ganz besonders gefährdet ist. Sie hat, schon ehe sie hierherzogen, allerlei Beziehungen und Verbindungen geknüpft, um illegal mit Herbert nach Schwe den zu gehen. Einmal wäre es fast geglückt. Sie hatten schon zwei Plätze auf einem Lastkraftwagen, der zwanzig Leute hinüberschmuggeln sollte, da verzichtete Evchen im letzten Augenblick auf ihre Teilnahme. Zu ihrem Glück, wie sie bald darauf erfahren sollten. Der ganze Wagen war geschnappt worden, über das Schicksal der Insassen waren wir nicht im unklaren. Onkel Karl hatte damals seine materielle Hilfe angeboten, als Evchen ihm von dem Schwedenplan berichtete, zugleich hatte er angefragt, ob Evchen mich nicht daran teilnehmen lassen wollte. Sie hatte zugestimmt, und Onkel Karl hatte mich mit ihr bekannt gemacht. Ich war auch mit Herbert und ihr schon mehrmals zusammengetroffen, ehe beide zu uns kamen.
Aber wir sind uns alle miteinander auch bewußt, daß diese Häufung Gefährdeter in einer Wohnung, die sonst tagsüber leer war, ein sehr gesteigertes Risiko nicht nur für jeden von uns, sondern in erster Linie für Onkel Karl bedeutet. Wir müssen versuchen, möglichst bald anderweitig unterzukommen. Die einzige, die begründete Aussicht dazu hat, ist Susi, erstens wegen ihrer vielen Beziehungen und dann, weil sie im Besitze eines guten falschen Ausweispapiers ist. Es ist ein mit einem Lichtbild versehener Arbeitsausweis der Deutschen Arbeitsfront , mit dem sie sich
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