Onkel Karl, und Sie nenne ich Maierchen, wenn Sie nischt dagegen haben. Det Sie keene Lebensmittelkarten haben, kann ich mir an meinen zehn Fingern abzählen. Das muẞ Ihnen keene Kopfschmerzen machen. Ick mache mir nämlich absolut keen Jewissen daraus, schwarz zu koofen, wat ick nur kriejen kann, und ick habe zum Jlück' ne Menge Beziehungen. Wenn ick mir' ne Haushälterin engagiere, hab ick ooch die verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, sie zu ernähren, nicht wahr, Gretchen?" Grete stimmte lachend zu. ,, So, Kinder, un nu Schluß mit die Sentimentalitäten, jetzt zeige ich Ihnen die Wohnung, Maierchen! Das Zimmer, in dem wir sitzen, ist das Herren- und Gesellschaftszimmer. Auf dieser breiten Couch hier kann zur Not einer, ja sogar zweie schlafen, natürlich nur, wenn die beiden gleichen Geschlechts oder ein Ehepaar sind. Und hier", er öffnete eine Schiebetür ,,, kommen wir in das Eẞzimmer, ein altes Berliner Zimmer ohne Fenster, man kann es durch das Herrenzimmer lüften. Hier können Sie gleich sehen, Maierchen, was Sie zu tun haben, ich werde der schrecklichen Unordnung nicht mehr Herr und ärgere mich doch darüber, wie häßlich es aussieht." Er hatte recht, die schönen Chippendale- Möbel waren beladen mit Fläschchen und Büchern, Noten und alten Zeitungen. Wir kamen in einen Flur, in dem rechts ein großes hölzernes Regal an der Wand angebracht war. Auch hier türmten sich die verschiedenartigsten Dinge, auch hier gab es genug für mich zu tun. Links öffnete Onkel Karl eine Tür und sagte schmunzelnd: ,, Hier sehen Sie mein Allerheiligstes, Maierchen, die Küche! Sie müssen wissen, ich bin ein leidenschaftlicher Koch, Backen und Kochen ist meine liebste Beschäftigung in der Freizeit. Leider sieht es auch hier nicht so aus, wie eine gute Hausfrau es halten würde." Ich sah mich entzückt um, diese Küche mußte jede Frau begeistern! Alle nur erdenklichen Maschinen mit Motorantrieb waren vorhanden. Da gab es eine elektrische Teigrührmaschine, die mit einem anderen Einsatz Eiweiß, Crèmes und Sahne schlug, auf der
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