Auf Gretchens Mitteilung schlug er vor, sie solle mit mir, Frau Maier, wie ich nun endgültig hieß, gleich zu ihm kommen, dann könnten wir uns gegenseitig beschnuppern. Er war ein waschechter alter Berliner und liebte es, unverfälschten Berliner Dialekt zu sprechen. Wir machten uns sofort auf den Weg, der nicht weit war. Herr R. öffnete uns auf unser Klingeln die Tür und ließ uns in ein großes Vorderzimmer eintreten.
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Ich überließ es zunächst Gretchen, mich einzuführen und alle notwendigen Informationen über meine Person und mein Schicksal zu geben. ,, Sie muß von den Verwandten, bei denen sie jetzt seit fast vier Monaten lebt, fort. Sie sind ängstlich, und es ist sicher auch besser, öfter den Aufenthalt zu wechseln. Frau Maier oder willst du den richtigen Namen wissen?" Herr R. verneinte energisch. ,, Um so besser", fuhr Gretchen fort ,,, je weniger du weißt, desto unbelasteter bist du Frau Maier will dir gern den Haushalt führen, deine Sachen in Ordnung halten und deine Wäsche ausbessern. Du sagtest mir neulich, du suchtest jemanden für diese Arbeiten. Allerdings dachtest du damals nicht daran, diesen Menschen bei dir wohnen zu lassen." ,, Das ist aber absolut kein Hinderungsgrund", fiel Herr R. ein ,,, wir brauchen gar nicht weiter zu reden. Ich zeige Ihnen jetzt meine Wohnung und Ihr künftiges Zimmer, damit Sie auch wissen, was Sie übernehmen und wie Sie wohnen, und dann brauchen Sie nur noch zu sagen, wann Sie zuziehen wollen." Mit meiner mühsam aufrecht erhaltenen Fassung war es vorbei, ich konnte es nicht hindern, daß mir die hellen Tränen herunterliefen. ,, Nu, nu, Haseken", sagte begütigend Herr R. ,,, ein bißchen Weinen schad't nischt, und det Sie unter diesen Umständen uffjeregt sind, ist ooch nur zu begreiflich. Aber es kommt ooch wieder anders!" ,, Vielen, vielen Dank, Herr R.", brach ich mühsam hervor, aber wir müssen noch etwas Wichtiges besprechen. Ich habe doch keine Lebensmittelkarten." ,, Erstens dürfen Sie nicht Herr R. zu mir sagen, ich bin
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