mit mir auf den Weg zu der kleinen Haltestelle von Berg a. L. Wir waren eine Menge Leute, auch viele Männer dar­unter, die miteinander gingen. Doch wußte ich, die meisten mußten vom Hauptbahnhof noch weiter fahren und eilen, damit sie ihren Anschlußzug erreichten. Sie würden keine Zeit haben, sich nach mir umzusehen. Nur Frau Stein, die in der Nähe des Bahnhofs in einem Betrieb arbeitete und sich mir besonders angeschlossen hatte, müßte ich ver­suchen loszuwerden. Der Zug war überfüllt, mir war es sehr recht, denn so war keine Möglichkeit, sich zu unter­halten. Mit einem kurzen Nicken oder Winken der Hand sprangen die einzelnen davon, als der Zug hielt. Ich hatte scherzend erklärt, daß ich nicht Abschied zu nehmen wünschte für die wahrscheinlich kurze Dauer meines Ur­laubs. Frau Stein hielt sich an meiner Seite und sagte freundlich: ,, Ich habe noch reichlich Zeit, wenn es Ihnen recht ist, kann ich Sie bei Ihren Besorgungen begleiten." ,, Bitte, seien Sie mir nicht böse, wenn ich das ablehne", erwiderte ich ihr ,,, aber ich sehne mich so danach, einmal allein zu sein, daß ich doch nur eine einsilbige Begleiterin abgeben würde." O, das kann ich gut begreifen", ant­wortete sie lächelnd ,,, ich habe mich manchmal gefragt, wie Sie es aushalten, fast ununterbrochen Rede und Antwort zu stehen. Ich wünsche Ihnen eine recht ruhige Zeit bei Frau Dr. Weiß, kommen Sie uns gesund und erholt wie­der!" Wir waren an der Bahnsperre angelangt. Mir noch einmal zunickend, verschwand sie im Strom der Menschen, die den Bahnhof verließen. Ich blieb vor der Sperre stehen und sah mich ruhig überall um. Niemand achtete meiner, alles hatte Eile, kein bekanntes Gesicht war zu sehen. Langsam ging ich durch die Sperre und gab meine Karte

auf Berg a. L.- Münchner Hauptbahnhof lautend- ab. Dann wandte ich mich, den Judenstern verdeckend, zum Damen- Waschraum, der völlig leer war. Dort trennte ich den Judenstern, den ich tagszuvor schon losgemacht und nur mit wenigen Heftstichen notdürftig befestigt hatte, voll­

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