und möchte vorschlagen, daß wir beide heute abend nicht mehr lange konferieren. Sie sehen sehr abgespannt aus, und auch ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Herr Löwenberger übergab mir den von Ihnen für die kommende Woche ausgearbeiteten Arbeitsplan und den Küchenzettel. So lange Sie auf Urlaub sind, wird der Betrieb genau so fortgeführt wie bisher, Aenderungen kann ich nach Ihrer Rückkehr mit Ihnen besprechen. Jetzt ist die Hauptsache, daß Sie sich richtig ausruhen und erholen." Ich war sehr erleichtert, daß mir lange Besprechungen erspart blieben. Und er war ja kein Neuling in der Arbeit, er hatte einen viel größeren und komplizierteren Betrieb leiten müssen. Ich brauchte mir keine Sorge zu machen, daß er sich nicht zurechtfinden würde. Nach kurzem Abschied ging ich in mein Zimmer, das ich seit Frau Dillenius' Deportation für mich allein hatte. Welche Wohltat, nicht mehr sprechen, keine täuschenden oder irreführenden Redensarten mehr führen zu müssen! Die Einkaufstasche und der Werkstoffbeutel waren rasch gepackt, das Tagebuch war im Koffer verstaut, den Eva nach Berlin an meine Cousine Erna geschickt hatte, der übrige noch vorhandene Teil meiner Sachen( die meisten stammten ja ohnehin aus fremdem Besitz) mußte zurückbleiben, damit nicht vorzeitig der Verdacht des Nichtwiederkehrens erregt wurde. Aber nun überfiel mich eine so lähmende Müdigkeit, daß ich zu weiteren Ueberlegungen keine Kraft mehr hatte. Schnell legte ich mich nieder und schlief sofort ein.
Beim Anschlagen des Weckers erwachte ich völlig frisch und ausgeruht. Die feste Gewißheit, alles werde gut gehen, war mir geblieben und machte alle Hantierungen leicht. Vorbereitend hatte ich schon einigen Frauen, die ihr Weg zur Arbeitsstelle über den Hauptbahnhof führte, am Abend vorher erzählt, daß ich mich heute ihnen anschließen würde, weil ich vorhätte, noch einige Kleinigkeiten zu besorgen, ehe ich zu Frau Dr. Weiß ginge. Sie erwarteten mich unten beim Frühstück und machten sich dann zusammen
214


