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schnell wie möglich fort. Ich habe glücklicherweise keine Schwerkranken, niemand soll mich heute in ein Gespräch über Sie und Ihren Urlaub verwickeln und meinen wohlausgedachten Plan damit über den Haufen werfen", schloß sie, sich erhebend. ,, Leben Sie wohl. Eva oder Tilla werden mich auf dem laufenden halten." Sie drängte mich aus dem Zimmer. Vom Büro aus sah ich sie schnell den Hof durchschreiten, der Wache zunickend, und nun schloß sich das Tor hinter ihr. Das war nach Wunsch gegangen, mußte ich aufatmend denken. Da traf mich Herrn Metz' Stimme. ,, Ich habe aus Milbertshofen ein Körbchen mit Monatserdbeeren mitgebracht, es mögen etwa fünf Pfund sein. Sie wissen, wir haben ein Stück Oedland hinter den Baracken umgegraben und einige Beete angelegt. Nun wollte ich den Ertrag doch nicht im Stich lassen. Wir können in einigen Tagen wahrscheinlich noch einmal so viel holen. Die sollen dann die Kinder und alle die haben, die heute keine erhalten. Wollen Sie die heutigen an die Leute verteilen, die nach ihrer Arbeit jetzt unten beim Essen sind?" Natürlich wollte ich das gern, es war mir lieb, daß die Austeilung dieser seltenen Früchte, die seit langem schon in den Bereich des Unerreichbaren gehörten, meine letzte Handlung im Heim sein sollte. Die Freude darüber war auch entsprechend. Plötzlich wurden aus diesen stillen, müden und vergrämten Menschen fröhliche Kinder, Scherzworte klangen auf, ein heiteres Lächeln erblühte auf den ernsten Gesichtern. Wie wenig gehört doch dazu: Eine kleine Handvoll lockend roter, duftender Früchte, und die schwere, kaum ertragbare Gegenwart versinkt! Noch einmal umfaẞte mein Blick sie alle, dann ging ich schnell davon; so, wie ich sie eben gesehen, wollte ich sie in Erinnerung behalten!
Im Büro fand ich Herrn Metz im eifrigen Gespräch mit Herrn Löwenberger, der ihm seine Bücher zeigte. Ich gesellte mich zu ihnen. Herr Metz fragte freundlich: ,, Ich habe jetzt einen ungefähren Ueberblick über den Betrieb
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