während des Transportes erfahren. Auf dem Weg in meine Stube traf ich Frau Tuchmann, die frühere Leiterin un­seres Altersheims in der Kaulbachstraße, die mir während meiner Lohhofer Zeit so bereitwillig Gastfreundschaft ge­währt hatte. Sie umarmte mich in ihrer temperamentvollen Art. ,, Mir ist es ein Trost, daß wir zusammen gehen, und mein zweiter ist, daß ich durch meine Kenntnis des Pol­nischen Ihnen allen hoffentlich nützlich sein kann."

-

-

In der kommenden Nacht kam mir der Gedanke, wie es wohl sein werde, wenn wir etwa in die Orte bei Lublin kämen, die mir durch die Berichte der Stettiner schon lange bekannt vertraut konnte man unter diesen Ver­hältnissen nicht gut sagen! schienen. Sollte es mir ver­gönnt sein, die Menschen, mit denen ich so viele Briefe ge­wechselt hatte, daß sie mir wie alte, liebe Freunde vor­kamen, nun wirklich von Angesicht zu Angesicht zu sehen? Das würde manches leichter machen. Am Freitag früh - dem Freitag vor Ostern wurde uns beim Frühstück mitgeteilt, daß wir uns alle am Nachmittag um halb vier Uhr zum Abmarsch angezogen, mit allem Handgepäck stu­benweise nacheinander auf dem großen, viereckigen Platz, den die Baracken umschlossen, aufzustellen hätten. Wir würden dort alles Notwendige für den wirklichen Abmarsch erfahren. Es durchzuckte uns: nun wurde es bitterer Ernst, die Endgültigkeit dieses Erlebens wurde uns deutlich klar. Aber ich kam nicht dazu, mich diesen Gedanken hinzu­geben. In unserer Stube setzte eine rege Tätigkeit ein: Je­der versuchte, seine Deckenrolle und sein übriges Hand­gepäck marschmäßig zu richten. Glücklicherweise war ich schnell mit dem Packen meiner Sachen fertig, viele baten mich, ihnen zu helfen. Im Schweiße meines Angesichts half ich, zusammen mit einem jüngeren Mädchen, einer Frau mehrere Kleider übereinanderzuziehen. Trotz des Ernstes der Situation mußten wir lachen, als sie zuletzt vor uns stand, einer prall gestopften Wurst nicht unähnlich! Schon gestern nachmittag hatte ich Altschüler einen guten Riemen

167