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beiden wie übrigens fast alle Betroffenen waren rüh­rend dankbar für all die kleinen Handreichungen, die wir Zurückbleibenden ihnen machen durften, sie spürten darin doch etwas von dem starken Gefühl der Verbundenheit, das uns ganz eng zusammengeschlossen hatte. Was ist noch weiter zu erzählen? Auch die kommende Nacht haben wir zum größten Teil durchgearbeitet, den Reiseproviant ge­richtet, bis alles sauber und übersichtlich in Päckchen ver­packt war. Uebrigens hatte dieser eine ungeahnte Berei­cherung erfahren. Am späten Abend wurde ich gerufen, zwei Klosterschwestern wollten mich sprechen. Ich fand sie beladen mit zwei großen Säcken, der eine voll echten guten Kakaos( den es schon lange nicht mehr zu kaufen gibt, auch nicht auf Marken), der andere voll mit feinem Zucker. Sie seien beauftragt von der Frau Oberin und der gesamten Schwesternschaft, dies als Zeichen ihres Mitfühlens mit uns allen zu überreichen. Außerdem sollten sie uns sagen, daß morgen ein besonderer Bittgottesdienst für die von uns Fortgehenden abgehalten würde. Wir sollten wissen, daß sie sich uns in unserem Leid schwesterlich verbunden fühl­ten. Es war nicht das erste Mal, daß wir die Hilfsbereit­schaft und die freundschaftliche Nähe der Schwestern zu fühlen bekamen; bei jedem nur denkbaren Anlaß hatten sie bewiesen, daß wir auf ihre Unterstützung zählen konnten. Jedenfalls trug diese kleine Begebenheit viel dazu bei, das merkwürdige Hochgefühl, das uns zu Leistungen verhalf, die zu normalen Zeiten unmöglich erschienen wären, noch zu erhöhen. Vielen von uns ist es ähnlich gegangen wie dem Hauptlehrer, der damals zu mir sagte:, Ich war im Anfang unwillig, daß wir Juden gerade in ein Kloster ein­geliefert wurden. Von meiner Kindheit an hatte ich eine Scheu und eine starke Abneigung, eine christliche Kirche zu betreten. Zuerst habe ich auch hier mit großer Ueber­windung kämpfen müssen, wenn ich mit der Oberin oder einer der Nonnen etwas zu besprechen hatte. Aber nach und nach hat sich das geändert. Ich sah, mit welcher

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