daß es gelungen war, eine Gemeinschaft zu formen, die starken Belastungsproben gewachsen war. Jeder ging sofort an seine Arbeit. Ich lief in den Vorratsraum, um meine Vorräte zu überprüfen und festzustellen, was ergänzt werden mußte. Auf dem Weg zu unserer Kantine, wo jeder Heiminsasse auf die ihm belassenen Marken die notwendigen Lebensmittel einkaufte, traf ich Heilbronner, der mir zurief, die Männer hätten vorgeschlagen, jeder Insasse sollte auf eine Fleischmahlzeit der nächsten Woche verzichten, um den Fortgehenden eine größere Wurstration in den Proviantsack geben zu können. Mit dem Leiter der Kantine, Herrn Klein, besprach ich die Zusammensetzung des Proviants. Jeder sollte ein Zweipfundbrot, eine Packung Knäckebrot, ein Paket Zwieback, ein halbes Pfund Würfelzucker, ein halbes Pfund Konfitüre, zweihundertfünfzig Gramm Wurst und hunderfünfundzwanzig Gramm Butter mitnehmen. Herr Klein versprach, alle Vorräte bis Montagmittag zu beschaffen.
Wie gut, daß es so viel zu tun gab; nachdem ich den einzelnen Frauen die schreckliche Eröffnung gemacht hatte, fühlte ich mich am Ende meiner Kräfte, jetzt hatte ich das längst vergessen und ging von Zimmer zu Zimmer, zunächst bei den Männern, um jeden einzelnen wegen des notwendigen Packens zu beraten. Dazwischen sah ich zu den nähenden Frauen hinein, tröstete sie wegen der großen Menge Säckchen, die zu nähen waren, und beschloß, mit den nicht zur Fabrikarbeit Gehenden diese Nacht weiterzunähen, bis wir genügend Säckchen fertig und auch die Wünsche vieler fortgehender Männer und Frauen, ihnen dies oder das zu nähen oder zu flicken, befriedigt hätten. Bis drei Uhr nachts haben wir im Aufenthaltsraum zusammengesessen, dann waren wir fertig. Gertrud Lind ging mit mir zusammen in mein Zimmer, wo wir auf einer der freien Pritschen ein Bett gerichtet hatten. Aber mit dem Schlafen wurde es noch nichts, wir nahmen Thekla Land zu uns und haben noch lange miteinander geredet. Die
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