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freundliche Küchenschwester, die mir stets bereitwilligst mit ihren Erfahrungen zu Hilfe kommt, und die Garten­schwester erwähnen, die mit ihren lustig funkelnden Augen im braunen, von vielen Fältchen durchzogenen Gesicht so viel Freude an ihrer Arbeit ausstrahlt.

Vorgestern sind rund fünfzehn neue Insassen eingezogen. Die größte Schwierigkeit ist, die Leute zu bewegen, nicht zuviel von ihren Sachen mitzubringen. Wir haben erreicht, daß jeder drei Koffer in Coupégröße hier haben darf: einen darf man unter seinem Lager, die beiden anderen auf dem schmalen Militär- Schrank im Flur aufheben. Zwei bis drei Nachtkästchen, eventuell auch eine Kommode und einige Stühle finden in den Zimmern Platz. Aber jedes Möbel­stück, das in die Heimanlage kommt, geht in den allgemei­nen Besitz und in die gemeinsame Benutzung über, das ist etwas, was nicht leicht jedermann begreiflich zu machen ist. Auch die zuletzt Angekommenen sind zum größten Teil freiwillig ins Heim gezogen. Dadurch bildet sich eine ge­wisse Elite Gutwilliger, die der Leitung die Arbeit sehr erleichtert, und auf die sie sich stützen kann, was sehr wichtig sein wird, wenn das Lager voll ist. Bis Küche und Speiseräume fertig sind, sollen nur kleine Gruppen einge­wiesen werden, schon um die Klosterküche, die uns ver­pflegt, nicht über Gebühr zu belasten. Uebrigens erklärte mir die Oberin, daß sie für diese Verpflegung keine Be­zahlung nehmen wolle, ebenso verlange sie keine Lebens­mittelmarken. Wir haben unseren Insassen aber erklärt, daß wir einen gewissen, bestimmt nicht zu hoch bemessenen Anteil der Lebensmittelkarten abschneiden, um einen klei­nen Vorrat anzulegen. Wir rechnen damit, die Küche Mitte September in Betrieb zu nehmen.

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