Münchner argentinische Konsulat abgesandt sei. Gleichzeitig fand ich eine Mitteilung des Konsulats vor, mich morgen zu einer Besprechung dort einzufinden. Sollte es wirklich Wahrheit werden, daß ich ausreisen kann? Soll dieser ständig auf uns allen liegende Druck von mir genommen werden?! Soll ich die Möglichkeit haben, mit Euch direkte Verbindung zu bekommen, Euch, und vor allem Dir, mein Lieber, ohne Zwang schreiben zu können?! Noch wage ich all diese Gedanken nicht auszudenken! Zu oft schon schlug mir diese Hoffnung fehl, mußte die Enttäuschung ertragen werden.
Meine Papiere sind bereit, mein Paß ist in Ordnung, ich kann sehr rasch ausreisebereit sein. Laßt uns hoffen!
Isartal, Sonntag, den 4. Mai 1941
Montag auf dem Konsulat bekam ich wirklich die Zusage, daß mir das Visum erteilt werden sollte, und die Aufforderung, alle nötigen Papiere zu beschaffen. Ich holte mir am Dienstag das Gesundheitsattest vom Amtsarzt in Wolf ratshausen , der mich auch gleich impfte und mir darüber ein Zeugnis ausstellte.- Donnerstag feierte ich meinen fünfzigsten Geburtstag unter diesen freudigen Vorzeichen mit allen hier gewonnenen Freunden, unter denen weder die Nachbarn und die Familie Pr. noch unsere wirklich prachtvolle Lebensmittelhändlerin fehlte, die durch Tillas Sondereinkäufe für diesen Tag nach der Ursache gefragt hatte. Ich war so froh bewegt wie wohl seit Eurer Abreise nicht mehr. Aber auch diesmal sollte der Dämpfer schnell folgen. Am kommenden Tag, nachdem ich im Büro Glückwünsche und Geschenke entgegengenommen hatte-- der 1. Mai war ja Feiertag teilte mir Tilla telephonisch mit, daß ein Brief vom argentinischen Konsulat gekommen sei. 110


