bil zu machen. Jetzt kommt mir zugute, was mir zuerst als unangenehme Erschwerung erschien: Seit Anfang Februar ist der Postautoverkehr auf unserer Strecke eingestellt; nur solche Linien bleiben bestehen, die absolut keine Bahnver­bindung haben. Für mich bedeutet es, täglich um halb fünf Uhr aufstehen, also eine Stunde früher als bisher. Dafür bin ich aber schon um halb acht Uhr im Büro, was bei der vermehrten Arbeit einen Gewinn bedeutet.- Uebrigens ist ein Teil unserer Rückwanderer dabei, wieder nach Hause zurückzukehren, vornehmlich die Karlsruher und Offen­ burger . Für die Freiburger, Pfälzer und aus kleineren Ort­schaften stammenden Badenser ist die Frage der Rück­wanderung noch nicht geklärt, doch hoffen auch sie auf die baldige Erlaubnis.

Isartal, Sonntag, den 31. März 1940

In dieser Woche erhielt ich die ersten direkten Briefe von den Stettiner Evakuierten. Vor allem wichtig ist mir der sehr gute, genaue und objektive Bericht der jungen Frau des Rabbiners aus Piaski . Aber auch die beiden Briefe aus Glusk und Belzyce enthalten manches Wissenswerte. Und aus allen spricht eine so ungeheure Dankbarkeit, daß wir ihnen helfen wollen, ja, daß wir auch die rein menschliche Verbindung mit ihnen suchen. Alle, die fest entschlossen sind, das Menschenmögliche für die Leidenden zu tun, werden durch die Briefe in ihren Vorsätzen bestärkt. Dazu gehörten in allererster Linie Herr Rat als Vorsitzender un­serer Gemeinde und seine Frau, die mich gleichfalls sehr unterstützt. Aber auch Annemarie, die Quäkerin, Emmy K. und ich haben durch die Nachrichten einen noch stärkeren Antrieb erhalten. Selbstverständlich habe ich sofort geant­wortet, auch an die allen Briefen beiliegenden Adressen ge­

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