schrieben, um mit möglichst vielen der bedauernswerten Menschen persönliche Fühlung zu bekommen. Ich habe auch um weitere Namen und Adressen gebeten, die ich einer Reihe von Angestellten oder deren Bekannten weitergeben will, so daß ich eine Art von Patenschaften daraus ent­wickeln kann und vor allem ein Kontakt von Mensch zu Mensch hergestellt wird.

Mit Herrn und Frau Rat habe ich aber noch mehr be­sprochen. In den ersten Apriltagen muß eine sechsundacht­zigjährige Rückwanderin nach Offenburg gebracht werden. Ihr Sohn und dessen Frau sind schon vor etwa vierzehn Tagen heimgekehrt und haben nun geschrieben, daß sie für die alte Mutter in der Wohnung einer Bekannten, die ein Zimmer abzugeben hat, eine gute Unterkunft mit Verpfle­gung für sie gefunden hätten. Die alte Dame werde ich selbst nach Offenburg bringen, dabei Gelegenheit nehmen, mit den Vorsitzenden und Fürsorgern der Gemeinden Karls­ ruhe , Offenburg und Freiburg , mit denen sich ein sehr reger und ersprießlicher Briefwechsel angebahnt hat, direkt in Verbindung zu treten, um eine Reihe wichtiger Fragen, die Rückwanderer ihrer Gemeinden betreffend, zu be­sprechen. Dann aber will ich vor allem dort werben, den verbannten Stettinern durch regelmäßiges und reichliches Päckchenschicken etwas zu helfen. Besonders Karlsruhe hat eine reiche jüdische Gemeinde, ich bin überzeugt, daß sie viel Gutes tun könnte, und sie hat der Münchner Gemeinde immer wieder ihren Dank für die Betreuung ihrer bei uns untergebrachten Gemeindeglieder zum Ausdruck gebracht, so daß ich mich gern als Bittende an sie wende.

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Unsere Päckchen werden jetzt zu unserer Freude laufend bestätigt. Seit wir alles ,, alt" machen oder umpacken, Fett und Wurst z. B. unter noch markenfrei erhältliche Migetti* oder Grünkernmehl verstecken, Traubenzucker und alle Medikamente aus ihrer Verpackung lösen und in gewöhn­

* Migetti sind eine Art Teigwaren.

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