dischen Häusern“ erklärt, und der Raum in ihnen ist sorg- fältig vermessen.und aufgeteilt worden. Niemand hat mehr Anspruch auf ein eigenes Zimmer, in einen größeren Raum müssen sich mehrere Personen teilen. Das trifft na- türlich auch meine Rückwanderer, und diese Verän- derungen erfordern sehr viel Laufereien, gutes Zureden und Vermitteln zwischen den Parteien. Die„jüdischen Häuser“ sind der Beginn des Ghettos; es ist uns ganz klar, daß man dadurch die Möglichkeit bekommt, den Verkehr zwischen„Ariern“ und Juden zu überwachen und zu ver- hindern. Alle diese Maßnahmen treffen besonders die Armen. Wer genügend Mittel besitzt, hat nämlich erstaun- licherweise die Erlaubnis, sich in einer der vielen Fremden- pensionen Münchens ein Zimmer zu mieten, bis er etwas Passendes und der Partei Genehmes gefunden hat. Und das dauert meistens sehr lange. Unser Wohnungsreferat hat eine lange Liste von Fremdenpensionen, die Juden, auch mit Beköstigung, bei sich aufnehmen, was große An- nehmlichkeiten hat, da es diesen Juden das unangenehme und zeitraubende Einkaufen erspart.
Isartal, Sonntag, den 3. März 1940
Nach langen, sehr arbeitsreichen Monaten nehme ich wie- der einmal mein Tagebuch vor. Wenn Arbeit und Leben einigermaßen gleichmäßig und ruhig verlaufen, treibt es mich verständlicherweise weniger dazu, etwas davon auf- zuschreiben. Es könnte so scheinen, als nähme ich an den. uns und unser Schicksal doch mittelbar und unmittelbar betreffenden politischen und militärischen Ereignissen kaum Anteil, da ich sie hier fast nie berühre, ich brauche Dir nicht auseinanderzusetzen, daß das nicht der Fall ist. Aber es fehlt mir an Zeit und Kraft, mich schriftlich darüber aus-
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