Emmy und ich waren vorgestern und gestern abend todmüde, als wir uns trennten, aber ein gutes Stück Arbeit war in diesen zwei Tagen geschafft worden! Es ist auch vorgesorgt, falls heute, am Sonntag, wieder Rückwanderer ankommen: Sie werden in die Heime gebracht, die schon mit Strohsäcken ausgestattet sind und erst morgen in ihre endgültigen Quartiere geführt. So können wir beide heute einmal richtig ausruhen, was im Hinblick auf die kommende, sicher recht arbeitsreiche Woche sehr angenehm ist.
Isartal, Sonntag, den 24. September 1939
Seit vierzehn Tagen habe ich mein Tagebuch nicht angesehen, geschweige denn eine Zeile geschrieben. Aber die Tage waren fast zu kurz, um alle Arbeit zu schaffen, und ich mußte auch den letzten Sonntag in die Stadt fahren. Wir haben inzwischen etwa dreihundertfünfzig Rückwanderer in München , und der Zustrom soll nun aufhören. Ich hoffe sehr, daß es stimmt, damit unsere wirkliche Fürsorgearbeit einsetzen kann. Bisher hatten wir nur zu tun, daß jeder einzelne richtig untergebracht, verpflegt und mit den nötigsten Kleidungsstücken versorgt wurde. Diese letzte Aufgabe wurde uns durch die Hilfe der Münchner Quäker sehr erleichtert, und ich freue mich, auf diese Weise näher mit Frau Annemarie C., die Du und ich kurz kennenlernten, als wir die Auswanderung für die Kinder und uns betrieben, bekannt zu werden. Sie und ihr Mann sind das Haupt der kleinen Quäkergemeinde, und wir beide hatten uns schon nach unserem ersten Besuch sehr zu ihnen hingezogen gefühlt.- Da der größte Teil der Rückwanderer nur mit einem Handköfferchen oder nur mit den Sachen, die sie auf dem Leibe trugen, zu uns gekommen
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