vorbereitet, und mittags trafen bereits die ersten Rück­wanderer ein. Wie gut, daß seit dem Frühjahr das Woh­nungsreferat bestand. Es war auf Veranlassung des von der SA. gegründeten Arisierungsamtes in der Widen­mayerstraße eingerichtet worden, das schon damals be­gann, jüdische Familien aus Häusern und Wohnungen, die ihnen für andere Zwecke brauchbar erschienen, zu entfernen. Das Wohnungsreferat der Jüdischen Gemeinde hatte die Aufgabe, diese Familien anderweitig unterzu­bringen. Zu diesem Zweck war eine genaue Aufstellung aller jüdischen Wohnungen mit Zahl und Größe der Räume und der Menge der sie bewohnenden Insassen gemacht worden. Noch wurde jedem das Recht auf ein Zimmer zuerkannt, was darüber war, mußte zur Verfü­gung gestellt werden. Nun kam uns diese genaue Liste der verfügbaren Räume zugute. Ein großer Teil der Münchner Juden hatte große Wohnungen, die Einweisung der Neu­ankömmlinge wickelte sich im allgemeinen ohne Schwierig­keiten ab. Man hatte Mitleid mit ihnen, die schroff, ohne genügende Vorbereitung, von einer Stunde zur andern ihr Heim verlassen und, kaum mit den nötigen Sachen ver­sehen, die Reise ins Ungewisse angetreten hatten. Emmy und ich hatten alle Hände voll zu tun: Kleinere Kinder wurden zunächst in unser Kinderheim gebracht, bis man die geeignete Familienunterkunft für sie gefunden hatte, alte oder kränkliche Leute mußten in ihre Quartiere ge­bracht, tausend Fragen beantwortet, Wünsche betreffs Kleidung oder anderer notwendiger Dinge möglichst schnell befriedigt werden. Aber bis zum späten Nachmittag waren doch die etwa sechzig Angekommenen alle untergebracht, ein Teil der zuletzt Erschienenen provisorisch in unseren Heimen. Dann war schleunigst die Verpflegungsfrage zu lösen. Mit der Leiterin unserer Speiseanstalt kam ich über­ein, daß sie bis zu hundert Personen zusätzlich mittags ver­sorgen würde. Auch das Lehrlingsheim würde eine Gruppe von etwa zwanzig Menschen speisen können. Aber das

82