Als ich sie Anfang März niederlegte, waren die Verhältnisse wieder so weit konsolidiert, daß ich es leichten Herzens konnte, um so mehr, als ich eine sehr geeignete Nachfolgerin fand, die ich noch in ihr Amt einführte.
Isartal, Sonntag, den 10. September 1939.
Am Freitag früh wurde ich nach meiner Ankunft im Büro sofort zu Herrn Rat gerufen. ,, Heute und in den nächsten Tagen kommen, wie mir eben aus Karlsruhe vom Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde telephonisch mitgeteilt wurde, eine große Anzahl von Juden aus den badischen Gemeinden, denen man befohlen hat, der Nähe der fran zösischen Grenze wegen ihre Heimat zu verlassen. Einige Hundert von ihnen müssen in München bei unseren Gemeindemitgliedern untergebracht werden. Die Einweisung in die verschiedenen Wohnungen erfolgt durch das Wohnungsreferat. Aber wir brauchen jemanden, der die fürsorgerische Betreuung übernimmt, zwischen den Gästen und den Wirten vermittelt, kurz, sich um die einzelnen kümmert und ihnen für Rat und Hilfe zur Verfügung steht. Wollen Sie das tun? Mir wäre das um so lieber, als ich persönlich die volle Verantwortung für das reibungslose Einfügen der Rückwanderer, wie sie offiziell heißen, der Gestapo gegenüber übernommen habe!" Ich drückte meine Bereitwilligkeit aus. Herr Rat fuhr fort:„ Wir werden gleich nach einem geeigneten Büroraum für Sie Ausschau halten. Sie bekommen eine Sekretärin. Gemeldet hat sich für diesen Posten Emmy K., die Sie ja von der Kinderverschickung her gut kennen. Sind Sie einverstanden?" Wieder konnte ich nur mein Einverständnis bekunden.
Ein kleiner Büroraum war schnell gefunden, Emmy K. und ich richteten uns darin ein. Eine Kartothek wurde
6 Behrend, Ich stand nicht allein
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