sie nochmals kommen. Am besten wird sein, ihr alle fahrt bei Dunkelwerden hierher, Platz haben wir genug!" So leid es mir tat, daß Franz Hecht auch verhaftet worden war, so erleichtert war ich, daß ich für uns alle eine Unterkunft gefunden hatte. Hechts wohnten in der Keplerstraße, einem Eckhaus am Rande der Stadt. Ihre Wohnung lag im obersten Stockwerk und hatte nach Norden ein schönes großes Atelier und eine herrliche Terrasse, von der man über die Siedlungen mit ihren Gärten, über Wiesen und Felder weg die Ketten der Alpen sah. Trotz des Schmerzes um ihren Mann, mit dem sie innig verbunden war, empfing uns Helene Hecht sehr freundlich und gefaßt. Ihr war die Ablenkung, die unser Besuch ihr schuf, willkommen. Allein mit der Schwester ihrer Mutter, hätte sie ihren traurigen Gedanken überhaupt nicht entfliehen können. So brachten schon die beiden Kinder Abwechslung und Leben in die sonst so stille Wohnung. Von vornherein wurde ausgemacht, daß Du und Peter die nächsten Tage über die Wohnung nicht verlassen durften, und ich war froh, daß Helene mich in dieser Forderung so energisch unterstützte. Zwölf Tage blieben wir bei ihr, unsere Freundschaft ist in dieser Zeit fester und dauerhafter geworden, als das in vielen Jahren normalen Lebens möglich gewesen wäre. Auch ihr war klar, daß nun eine schleunige Auswanderung geboten war, an die sie vorher nicht gedacht hatten. Franz hatte sich durch seine Bilder gute Freunde in England erworben, darunter einen nahen Verwandten Lord Churchills mit dem gleichen Familiennamen. Aber es schien nicht angezeigt, von Deutschland aus Verbindung mit einem Manne dieses gehaßten Namens aufzunehmen. Schließlich kamen wir auf die Idee, das Telegramm einfach mit dem ziemlich ungewöhnlichen Vornamen des Lords zu adressieren und ihn um die Beschaffung einer Einreiseerlaubnis anzugehen. Ich selbst fuhr zum Telegraphenamt, und schon zwei Tage später war die Antwort da, daß er alles tun werde, um beide Hechts so bald wie möglich herüberzuholen.
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