unter der Bedingung, daß wir bis zur Erledigung der schwebenden Sache in München blieben. Mir war alles recht, wenn Du nur frei wurdest! Der Oberamtsrichter und der Regierungsrat wünschten, Du solltest vom Gefängnis aus direkt zum Zuge nach München gehen. Dr. Werner war gerade an diesem Morgen nach München gefahren, um nachzufragen, warum der Beschluß der Haftentlassung so lange auf sich warten lasse. Ich eilte zu seiner Frau, die versprach, ihn schon am Bahnhof abzuholen und ihm die Wendung der Dinge mitzuteilen. Dann lief ich nach Hause, um wieder einmal unsere Sachen zu packen. Die Kinder waren freudig bewegt ob der guten Nachricht!
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Es klopfte an unsere Tür, und vor mir standen ich traute meinen Augen kaum! Resi und ihre Mutter. Wie schön, daß sie gerade heute aus dem Krankenhaus entlassen war! Sie hatte noch etwas Zeit und blieb bei uns. Kurz vor dem Mittagessen war ich mit der Packerei fertig. Wieder klopfte es, Dr. Werner, seine Frau und Du kamen lachend herein. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, direkt von der Bahn zum Bezirksamt zu eilen und den beiden leitenden Herren vorzuhalten, daß sie kein Recht hätten, Dich bis kurz vor Abfahrt des Zuges im Gefängnis zurückzuhalten, Sie mußten nachgeben, und er nahm Dich gleich mit. Das Ehepaar Werner verabschiedete sich bald darauf. Dr. Werner wollte noch zum Bahnhof kommen.
Das gab ein fröhliches Mittagessen! Die Familie war vollzählig beisammen, und die Aussicht, von Reichenhall fortzufahren, das uns durch die schweren Wochen, die wir dort zubringen mußten, verleidet war, stimmte uns alle froh. Noch erhöht wurde unsere Freude durch das Zusammensein mit Resi und ihrer Mutter. Auf Dr. Werners Rat durfte ich Resi während ihrer Krankheit nicht besuchen, um auch nicht von ferne den Anschein einer Beeinflussung zu geben. Und bei einer Verhandlung würde auf die Vernehmung Resis nicht verzichtet werden. Nun saẞ sie gesund, wenn auch ein wenig blaß, aber glücklich, daß
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