hatte sofort das Gefühl: ,, Das ist der Mann, der uns helfen wird!" Und dies Vertrauen zu ihm ist auch nicht enttäuscht worden. Immer werde ich ihm eine unendlich große Dank­barkeit bewahren und den Wunsch, sie ihm mit Taten, nicht bloß mit Worten beweisen zu können! Noch ist keine Gelegenheit dazu gewesen.

Herr Zahn erhielt sofort die Erlaubnis, Dich während seines hiesigen Aufenthaltes, der für die Dauer einer Woche geplant war, täglich zu besuchen, während ich ein­mal wöchentlich zu Dir durfte. Dr. Werner hatte lange Un­terredungen mit Herrn Zahn. Sie kamen überein, daß er einen Schriftsatz verfassen und schildern solle, wie er Dich während Deiner Amtszeit gekannt, und wie er es aus dieser Kenntnis heraus für unmöglich erachte, daß Du Dich dessen schuldig gemacht, wessen Du angeklagt. Daher, und vor allem Deiner zarten Gesundheit wegen, bitte er zu prüfen, ob nicht eine Haftentlassung möglich wäre. Diesen Schriftsatz überbrachte er selbst den Herren im Sonder­gericht in München , die mit Deiner Sache zu tun hatten. Von dieser kleinen Reise kehrte er voller Hoffnung zu uns zurück. Er wohnte gleichfalls in unserem Hause, wir nahmen die Mahlzeiten gemeinsam ein und machten all­abendlich mit den Kindern einen Spaziergang. Sein Auf­enthalt bedeutet für Dich und für mich eine große Erleich­terung. Der Charakter der Frau Winterling interessierte ihn vom psychologischen Standpunkt aus sehr, ich habe ihm genau berichten müssen, wie sie mit ihrer Liebens­würdigkeit, ihrer Gewandtheit, ihrer klugen Unterhal­tungsgabe uns leicht in ihren Bann schlug. Sie war eine voll­endete Schauspielerin, mit einer diabolischen Lust, Men­schen Böses anzutun. Auch mit Dr. Werner sprachen wir über Frau Winterling. Ich hatte mich in diesen Wochen manchmal gefragt, ob wir so mit uns beschäftigt oder so verblendet waren, daß wir uns leichter als andere von ihr einfangen ließen. Nun erzählte uns Dr. Werner, daß es zunächst allen Menschen in Reichenhall , die ihr nahe

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