Entlassung betreffend, mißglücken sollten. Er hatte sich verpflichten müssen, Dich nicht aus den Augen zu lassen. Daher seine Teilnahme an unserem Mittagsmahl! ,, Und nun", so schloß Herr Dr. W. seinen Bericht ,,, lassen Sie uns mit Berchtesgaden telephonieren, vielleicht erreichen wir, daß Ihr Gatte in Freiheit bleibt." Aber alle Versuche blieben erfolglos, niemand wollte das Risiko auf sich nehmen, die Haftentlassung auszusprechen. Unendlich be­drückt saßen wir zu Dreien beisammen. ,, Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, sagte Herr Dr. W. ,,, lassen Sie uns nach meinem Hause gehen, meine Frau wird sich freuen, wenn Sie kommen, meine Buben können mit Ihren Kindern spielen, bis wir Sie, lieber Herr Doktor, wieder ins Gefängnis bringen müssen." Natürlich folgten wir seinem

Rat.

Dann haben wir, Dr. Werner und ich, Dich ins Ge­fängnis zurückgebracht. Jeder Schritt, den wir Deinem Ziel näher kamen, schmerzte, nie war mir die Poststraße, an deren Ende das Bezirksamtsgebäude lag, so kurz er­schienen, jetzt waren wir angelangt, und nun hieß es wieder Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Die Kinder waren bei Frau Werner und ihren Buben geblieben, ich ging mit Dr. Werner zurück, um sie abzuholen. ,, Lassen Sie uns noch bei der Post vorbeigehen und das Telegramm an Herrn Landgerichtspräsidenten Zahn aufgeben, das ihn rufen soll. Jetzt habe ich das Gefühl, daß sein Kommen nötig ist." Gesagt, getan; auch ich wußte, jetzt muẞte alles geschehen, was irgend möglich war, um Dich wieder frei zu machen. Als ich dann, an jedem Arm eins der Kinder, ohne Dich in unser Quartier ging, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten, und nun waren es die Kinder, die gleichfalls leise weinend, mich durch ihr Streicheln zu trösten versuchten.

Schon am Mittwochmittag- es war der 20. Juni 1934­konnte ich Herrn Landgerichtspräsidenten Zahn, den ich persönlich noch nicht kannte, vom Bahnhof abholen. Ich

60