den Männer fein säuberlich die Sachen wieder in die Koffer, schlossen ab und übergaben mir die Schlüssel. ,, Gellet Sie, Frau Doktor", sagte der ältere von ihnen ,,, Sie wisset schon, daß wir nix dafür können, wir müssen halt unsere Pflicht tun."
Als sie fort waren, meinte Frau G., die Kinder müßten jetzt unbedingt etwas essen und dann zu Bett gehen. Sie hatte recht! Es war fast 8 Uhr, und die beiden hatten seit dem Mittag nichts mehr bekommen. Sie saßen völlig still und von all den sich überstürzenden Ereignissen dieses Tages überwältigt und blaẞ da. Ich bestellte eine kalte Platte mit Brot und Butter für uns alle.
Jetzt erst konnte ich Frau G. nach Resis Befinden fragen. ,, Es geht ihr noch nicht besser", sagte sie traurig, ,, nur als ich ihr sagte, daß Sie jetzt aus dem Haus dieser bösen Frau fortgingen, wurde sie lebendig und war sichtlich froh und erleichtert. Aber von der schrecklichen Szene auf der Straße habe ich ihr nichts erzählt." Während sie mir noch berichtete, daß sie in ihrer Aufregung und Angst, der Hausmeister könne doch noch den Revolver ziehen, gar nicht gesehen habe, wie ich Dir in das Wäldchen gefolgt sei, und deshalb meinte, sie müsse weiter mit ihm reden und ihn ablenken, ertönte vom Bahnhof her der schrille Pfiff einer Lokomotive. ,, Jesus Mariaundjoseph", rief sie ,,, mein Zug!" Aber es war schon zu spät, und sie meinte dann: ,, Es hat halt so sein sollen, daß ich heut nacht bei Ihnen bleibe, meine Leut werden sich hoffentlich keine Gedanken darüber machen, ich bin ja schon manchmal bei Ihnen zu Nacht geblieben; morgen mit dem ersten Zug fahre ich dann heim." Mir war's gewiẞ recht, diese treue Seele die Nacht über hier zu behalten, und ein Notbett war auf dem Ruhesofa schnell gerichtet. Auch ihr standen die Aufregungen des Tages und eine große Müdigkeit auf dem Gesicht geschrieben, so legten wir uns denn bald nieder. Aber ich konnte nicht schlafen, unaufhörlich dachte ich an Dich, wie Du wohl unter
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