druck machen werde, wenn gleich nach der Ankunft neuer Gäste die Gendarmerie erscheine, um ihre Sachen nachzu­sehen. Doch er beruhigte mich: ,, Die Beamten kommen in Zivil, und die Wirtsleute, die uns gut kennen, verständige ich", und damit verabschiedete er sich von Frau G. und mir. In der Tür wandte er sich nochmals an Frau G.: ,, Gell, Sie lassen die Frau Doktor jetzt nicht allein, fahren Sie halt mit dem letzten Zug heim." Frau G. versprach

es.

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Abschied von Hedwig ihre Tränen flossen, ich hatte keine und dann bestiegen wir das Auto: Krach! Ich hatte in der Erregung mit den Schirmen das Fenster zer­brochen. Aber der Chauffeur schimpfte nicht, er verstand, was in mir vorging, und sagte in seiner ruhigen bayrischen Art: ,, Machens Eahna garnix draus, Frau, was meinen S' wohl, unsre feinsten Herren sitzen heut im Gefängnis!" Der Wachtmeister hatte uns schon im Hotel Bavaria ange­meldet, wir wurden fast wie alte, gut bekannte Gäste empfangen. Die Wahl der Zimmer war mir gleichgültig, so gab man uns die beiden besten im ersten Stock. Gleich darauf erschienen die beiden Beamten von der Gendar­merie, die Koffer wurden geöffnet, alle Sachen heraus­genommen und sehr genau nachgesehen. Auch die Taschen Deiner Anzüge und Mäntel schauten sie nach und mein Herz setzte einen Augenblick aus aus der Tasche Dei­nes Wintermantels zogen sie eine alte, längst vergessene Nummer der sozialdemokratischen Zeitung ,, Vorwärts " heraus! Aber sie sahen sie gleichmütig an und- taten sie an ihren alten Platz! Ich atmete auf. Jetzt waren sie fertig und kamen auf mich zu, um sich zu verabschieden, da stand Frau G. auf, stemmte die Hände in die Hüften und sagte im Ton tiefster Entrüstung: ,, Ja, was glaubt's Ihr denn? Soll jetzt' leicht die arme Frau zum zweiten Mal an so einem Tag alles wieder einpacken, wo s' sowieso nach ihrer Operation schlecht beianand ist! Dees war doch noch schöner!!" Ohne ein Wort zu erwidern, packten die bei­

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