gegenzunehmen. Ich bekam eine Quittung, ohne daß zwi­schen uns ein Wort gewechselt worden wäre. Dann gingen wir, Du und ich, zusammen hinunter, die Kinder waren mit Hedwig schon am Auto. Da trat uns unten der Gen­darmeriewachtmeister mit einem zweiten Beamten entge­gen: ,, Ich muß Sie verhaften, Herr Doktor." Du fragtest, schnell gefaßt, wohin man Dich bringe, und ob Du mir noch Geld übergeben dürftest. Die zweite Frage wurde be­jaht, Du übergabst mir ein paar hundert Mark, auf die erste Frage lautete die Antwort: ,, In das Gefängnis des Bezirksamtes."

Der Wachtmeister schlug dann vor, die Koffer auf dem Auto und Dich in Begleitung des zweiten Beamten ins Be­zirksamt fahren zu lassen; inzwischen werde er selbst in meiner Gegenwart unsere übrigen Sachen einer Durch­suchung unterziehen. Das Auto würde dann zurückkommen und die Kinder mit mir in irgendein Hotel fahren.-

Zu langem Abschiednehmen wurde uns keine Zeit ge­lassen, alles hatte sich in wenigen Minuten abgespielt. Wie­der kam es mir vor, als hätte ich Blei in den Gliedern, langsam stieg ich hinter den ganz verschüchterten und stummen Kindern die Treppe hinauf. Der Wachtmeister und Hedwig folgten. Oben hieß er sie mit Peter und Hanna im zweiten Zimmer warten, er müsse mich erst allein sprechen.

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Vorwurfsvoll begann er dann: ,, Vor ein paar Stunden haben Sie und Ihr Mann mir gesagt, Sie wollten am Sonn­tag, dem 10. Juni fort- heute ist Donnerstag und nun finde ich Sie bei einer sofortigen überstürzten Abreise. Was hat das zu bedeuten? Was hatten Sie für einen Grund, mir nicht die Wahrheit zu sagen?" Ich begann ihm den Verlauf dessen zu schildern, was sich ereignet hatte. Doch ich merkte sehr bald, er glaubte mir nicht! Wie sollte ich ihm beweisen, daß ich die Wahrheit sprach? In dieser ver­zweifelten Situation mußte ich plötzlich an die Frauen aus dem Berliner Gefängnis denken, die mir so oft versichert

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