ten wir in kürzester Frist Reichenhall verlassen. Sie müsse auf einem größeren Schadensersatzbetrag bestehen, da sie eine Reihe von Mietsangeboten durch Kurgäste unsertwegen zurückgewiesen hätte. Wir legten dem Beamten den Sachverhalt dar, und Du erklärtest ihm, Du seiest selbstverständlich bereit, den Monat Juni voll zu bezahlen, wolltest auch um des lieben Friedens willen diese Summe noch etwas erhöhen, aber zu einer größeren Zahlung könntest Du Dich nicht verpflichten. Und nun ging ein stundenlanges Unterhandeln an, bis nach vier Stunden der Beamte, völlig erschöpft, uns eine immer noch recht beträchtliche Summe nannte, die das Mindeste sei, was Frau Winterling fordere. Er bat uns, darauf einzugehen, er jedenfalls könne eine weitere Verhandlung mit dieser Frau nicht übernehmen. Auch ich war dafür, nachzugeben. Ausgemacht wurde noch, daß die Hälfte des Betrages bei unserem Auszug, die zweite Hälfte bei Abholung des Restes unserer Sachen zu erlegen sei, die bis zum 30. Juni in dem hintersten der drei Zimmer aufbewahrt bleiben sollten. Der Beamte legte Dir den kurzen von Frau Winterling bereits unterschriebenen Vertrag zur Unterschrift vor und entfernte sich mit der Bemerkung, daß er kaum je vorher soviel Mühe mit einer Mietseinigung gehabt habe.„ Aber Sie sind nicht schuld, das weiß ich", schloß er lächelnd, als er sich verabschiedete. Uns aber hatte die ganze Angelegenheit bewiesen, daß Frau Winterling nun bereit sei, mit offenem Visier zu kämpfen.
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Wir beschlossen, am 10. Juni 1934 abzureisen. Wir wollten zunächst nach München gehen und teilten das Resis Eltern brieflich mit. Wir erhielten umgehend die Antwort, daß Frau G. am Donnerstag, dem 7. Juni, zu uns kommen werde und mich bäte, mit ihr zu Resi ins Krankenhaus zu gehen, da diese sich sehr wünschte, mich noch zu sehen, besonders wenn wir nun aus ihrer Nähe verschwinden würden. Frau G. stellte sich, wie verabredet, zum Mittagessen bei uns ein, und wir beide machten uns kurz vor zwei Uhr
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