denn die Leute nicht selbst behalten, wenn es doch so gute Mieter sind? Die Sache muß doch einen Haken haben! Sie meinte weiter, sie hätte dann die weiteren Verhand- lungen mit der Frau kurz abgebrochen, denn ein Mensch, der nicht einsehen könne, daß man aus freundschaftlichen Gründen anderen zu etwas verhelfen wolle, was einem selbst Mühe verursache, der sei als Wirtin für uns nicht geeignet.

In den ersten Maitagen mußte ich mich einer kleinen Operation unterziehen und ging zu unserem Arzt in die Klinik. Ursprünglich hatte er nur mit einigen Tagen Aufenthalt für mich gerechnet, aber es hatten sich gewisse Komplikationen gezeigt, und ich konnte erst am 16. Mai wieder heim. Doktor G. verlangte noch völlige Schonung für mich, aber Resi verstand sehr wenig vom Kochen, und wenn ich zu Hause war, konnte ich sie wenigstens an- weisen. Am Tag vor meiner Entlassung war wieder ein- mal eine Wohnung, auf die wir schon fest gerechnet hat- ten, plötzlich nicht mehr zu haben, und ich ließ mich in- folge meines noch wenig guten körperlichen Zustandes stärker von diesem Mißerfolg deprimieren als sonst. Außerdem hatte ich ein unendliches Grauen vor der Rück- kehr in das Haus, das mir je länger je mehr unheimlich und bedrückend erschien.

Du hattest mich von der Klinik in B. abgeholt und mich die wenigen Bahnstationen bis zum Wohnort begleitet. Auf dem kleinen Bahnhof standen die Kinder und winkten mir mit ihren für mich gepflückten Blumen fröhlich entgegen. Aber im Hause erwartete uns ein neuer Schrecken: Frau Winterling, die uns ziemlich verlegen und ohne den üb- lichen liebenswürdigen Wortschwall empfing, teilte uns kurz mit, daß Resi in einer schweren Ohnmacht auf ihrem Bett liege. Was sie auch probiert habe, nichts hätte sie zum Erwachen bringen können. Wir baten den Reichen- haller Arzt zu kommen, der sie schon vor der Blinddarm- operation besucht hatte. Er schüttelte den Kopf und ver-

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