des Heimwehs, das sie vielleicht überfallen werde, da sie noch nie längere Zeit von Hause fort gewesen war, aber sie erklärte, daß sie keine Furcht davor habe, besonders weil wir ihr versprochen hatten, daß sie mindestens alle vierzehn Tage über Wochenende zu den Eltern fahren sollte.
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Der Abschied wurde mir entsetzlich schwer, mir war, als verlöre ich mit dem Fortgehen aus dieser mir so lieb gewordenen Landschaft, von den Bewohnern, deren manche uns wie Freunde nah gekommen waren, und von dem Häusl, das bei aller Primitivität und Unbequemlichkeit des Bewirtschaftens uns doch so lieb und vertraut geworden war, wieder ein Stück Heimat. Und ein dunkles Vorgefühl, daß schlimme Zeiten kommen würden, verstärkte noch diesen Schmerz, dessen Heftigkeit mir selbst fast unheimlich war.
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Dabei wurden wir im neuen Wohnort sehr freundlich willkommen geheißen. Frau Winterling bot ihre ganze Liebenswürdigkeit auf, um uns den Anfang leicht zu machen. Aber schon nach zwei Tagen klagte Resi über so heftige Schmerzen, daß der schnell herbeigeholte Arzt eine Blinddarmentzündung feststellte und die sofortige Überführung ins Reichenhaller Krankenhaus anordnete. Noch am gleichen Abend wurde sie operiert. Wir benachrichtigten ihre Eltern, die uns dann Resis ältere Schwester Kathi zur Aushilfe schickten. Resis Operation war nicht einfach, Komplikationen waren aufgetreten, und ihre Genesung ging nur sehr langsam vorwärts. Die Eltern besuchten sie alle Sonntage und kehrten dann auch bei uns ein.
Ich konnte mich im neuen Haus nicht eingewöhnen. Unsere Zimmer waren zwar hübsch, aber ich fühlte mich nie wohl darin, und vor dem übrigen Haus, besonders aber vor der Küche und dem angrenzenden Raum, hatte ich geradezu ein Grauen, das mir selbst unerklärlich war. Wir haben oft darüber gesprochen, Du schütteltest den Kopf über mich und hast wohl manchmal gemeint, ich sei durch
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