aldemokraten seien, daß wir aus der Gemeinde, in der wir wohnten, fort müßten unserer Rassenzugehörigkeit halber, und daß wir sie bäten, etwaige Bedenken sofort zu äußern, da wir keine späteren Schwierigkeiten haben wollten. Sie erklärte sehr liebenswürdig, daß sie selbst eine große Anzahl jüdischer Freunde habe, wir auch weder an der Hakenkreuzfahne an ihrem Hause, noch an der SA.Uniform ihres Hausmeisters Anstoß nehmen müßten. Er sei zwar der SA.- Führer des Ortes, aber er sei schon längst nicht mehr überzeugt von der Richtigkeit dessen, was die Partei tue. Außerdem sei er ihr sehr ergeben und billige ohne weiteres ihre Maßnahmen. Sie meine sogar, er sei in seiner Funktion eher ein Schutz für uns. Uebrigens sei sie durch ihren verstorbenen Mann, einen bekannten Operettenkomponisten, Tschechoslowakin und deshalb in ihrem Handeln verhältnismäßig frei und unabhängig. Wir machten ab, daß wir Ende Februar 1934 einziehen würden.
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Wir haben trotz allem die Zeit im Mentenhäusl, wie unsere Klause vor dem Hohen Göll hieß, unendlich genossen, vielleicht noch intensiver, weil wir wußten, daß unseres Bleibens dort nicht lange sein konnte. Auch den Kindern ist es so gegangen, das haben wir immer wieder aus Gesprächen mit ihnen über diesen Winter gemerkt. Wie wunderbar wirkte die weiß funkelnde Halde vor dem riesigen Bergmassiv mit seinem Saum von dunklen Wäldern der Kranz der übrigen Bergriesen ringsum, ob nun die heiße Sonne vom tiefdunkelblauen Himmel strahlte oder der Mond alles mit seinem magischen Schein übergoẞ und die Sterne so hell und in so großer Zahl funkelten, wie wir es noch nie vorher gesehen hatten! Das alles machte einen so unauslöschlich tiefen Eindruck auf uns, daß wir diese schwere, schmerzlich- süße Zeit nie missen möchten.
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Resi hat von sich aus den Wunsch geäußert, mit uns in jenen Ort zu ziehen. Ich hatte Bedenken gehabt wegen
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