uns eben als Wahlspruch wählen", so schlossest Du seuf­zend und etwas bitter ,,, lustig ist das Zigeunerleben!" ,, Oh nein, Vati", mischte sich da Peter ein ,,, wir wählen lieber als Wahlspruch: Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt!" Beschämt sahen wir beide uns an, unser Junge hatte uns da eine Lektion erteilt, und wir waren entschlossen, sie zu lernen. Er sollte nicht wieder Gelegenheit haben, uns zurechtzuweisen. Waren wir uns doch glücklicherweise völlig einig darin, daß wir alle unter keinen Umständen Haß und Erbitterung zu Herren über uns werden lassen wollten, mochten Verfol­gungen noch so schwerer und ungerechter Art auch über uns hereinbrechen.

Auf ein Inserat in der Reichenhaller Zeitung meldeten sich einige Interessenten, und wir fuhren Anfang Februar hinüber. Die Erledigung des Gemeindewunsches hatte sich so lange hinausgezögert, weil Du im Januar, einer Kar­bunkeloperation wegen, längere Zeit gänzlich außer Ge­fecht gesetzt warst. Aber wir waren nun fester denn je entschlossen, in der Gegend zu bleiben, unter der wach­samen ärztlichen Betreuung von Dr. G., der mehr und mehr unser Vertrauen gewann.

Isartal, Sonntag, den 3. September 1939

Tilla kam gestern abend frisch und braun mit einem Strauß herrlicher Enziane zurück, die nun vor mir auf dem Tische stehen. Im vergangenen Jahre haben wir sie noch zusammen auf einer der Höhen über dem Walchen­ see gepflückt. Ach, wann werden wir beide wieder gemein­same Wanderungen machen können?

Ich überlas eben flüchtig, was ich bisher geschrieben hatte, und merkte, daß ich fast unbewußt dazu überge­

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