Ruhe und Frieden. Wir teilten uns in den Unterricht und hatten Freude daran. Die Kinder gewannen schnell ihre alte Frische und Heiterkeit zurück. Resi, die junge Bauerntochter, bewährte sich ausgezeichnet und wurde uns wegen ihrer Fröhlichkeit, ihres Fleißes und ihrer Liebe zur Natur bald lieb wie ein eigenes Kind. Auch die Kinder liebten sie wie eine große Schwester, sie gehörte zu uns, und man merkte ihrem ganzen Wesen an, daß sie sich wohl fühlte. Ihre Eltern, besonders Resis Mutter, waren glücklich darüber, denn ihrer körperlichen und seelischen Zartheit wegen eignete sie sich nicht für jede Stelle. Es hatte sie in den letzten Jahren manchmal gedrückt, daß sie nicht wie die ältere und die nächstjüngere Schwester in einer Saisonstelle viel Geld verdienen, sondern höchstens daheim der Mutter etwas Arbeit abnehmen konnte. Nun hob sich ihr Selbstbewußtsein und zugleich ihr ganzes Befinden, als sie merkte, daß sie sehr wohl imstande war, etwas zu leisten und Geld zu verdienen.
Da traf uns Mitte Dezember ein neuer Schlag in Gestalt eines Briefes von der Gemeinde folgenden Inhalts: Unser Verbleiben hier sei unerwünscht, und die Gemeinde wäre uns zu Dank verpflichtet, wenn wir sie so schnell wie möglich verließen. Wir wußten sofort, daß der Lehrer dahinter steckte, der sich mit dem befreundeten Bürgermeister ins Benehmen gesetzt hatte. Alle Versuche, die auch von anderer Seite verschiedentlich unternommen wurden, diesen Gemeindebeschluß rückgängig zu machen, scheiterten. Ich sehe Dich noch, niedergeschlagen vom Bezirksamt Berchtesgaden zurückgekehrt, am Tisch sitzen: ,, Es ist eine seelische Roheit, hat der Regierungsrat gesagt, aber er kann nichts dagegen tun. Das einzige ist, daß wir in Ruhe etwas anderes suchen können und an keinen Termin gebunden sind. Er schlägt uns die Reichenhaller Gegend vor; dort im Kurort sei man sicher weitherziger, und wir kämen um neue Schwierigkeiten mit der Schule herum, weil er zum gleichen Kreis gehört. Wir werden
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