senkte sich eine große Last auf uns, doch ahnten wir da­mals glücklicherweise noch nicht, daß sie schwerer und schwerer werden würde, bis wir beide beinah unter ihrer Wucht zusammenbrechen sollten.

Zunächst faßten wir den Entschluß, die Kinder von der Schule befreien zu lassen und ihren Unterricht selbst zu übernehmen. Nach einem Besuch bei dem uns schon be­kannten, klugen und wohlgesinnten katholischen Pfarrer, der auch den' Religionsunterricht in der Volksschule er­teilte und der mir den Rat gab, mich auf seine Empfeh­lung hin direkt zum Schulrat des Kreises zu begeben, fuhr ich am nächsten Tag zu ihm. Ich fand einen freundlichen alten, für das, was ich vorbrachte, durchaus verständnis­vollen Schulmann, der selbst lange Lehrer gewesen war. Er empfahl mir, einen Antrag auf Schulbefreiung der Kin­der zu stellen und gleichzeitig den Vorschlag zu machen, mir als der Mutter den Unterricht zu übertragen. ,, Aber", sagte er dann ,,, nur weil Sie die Mutter sind, dürfen Sie noch keinen Schulunterricht erteilen. Hatten Sie einen Be­ruf?" Als ich erwiderte, daß ich neben Geschichte und Philosophie auch Pädagogik studiert hätte, schüttelte er freundlich lächelnd den Kopf: ,, Das genügt einer hohen Schulbehörde nicht." Schnell fiel ich ein, ich sei vor mei­nem Studium Kindergärtnerin und Jugendleiterin gewesen. ,, Prachtvoll", unterbrach er mich ,,, da haben wir ja alles, was wir brauchen! Schreiben Sie nichts vom Studium in Ihrem Antrag, aber heben Sie hervor, daß Sie in Ihrer Eigenschaft als Kindergärtnerin die Qualitäten besitzen, den Schulunterricht der Kinder zu übernehmen." Sehr er­leichtert fuhr ich heim mit der Erlaubnis, bis zum Ent­scheid meines Antrages, den ich in seinem Amtszimmer sofort geschrieben und ihm eingereicht hatte, die Kinder vom Schulbesuch fernhalten zu dürfen.

Wir atmeten beide auf, als nach einigen Tagen der in unserem Sinne positive Entscheid anlangte und hofften die Angelegenheit damit erledigt. Wieder herrschte kurze Zeit

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