gewährt, mit dem Leben abgefchloffen zu haben, nachdem einmal rohe und tyrannifche Hände ihn unmittelbar vor das Angelicht des Todes gezerrt haben; unvergeßlich wird ihm bleiben, was er von dem Schlußwort Moltkes vor dem Volksgerichtshof gehört hat, das kein noch fo leifer Schim mer irdischer Hoffnungen mehr schwächen durfte, und das ihn, den Gefeffelten, zu dem einzigen Freien mitten unter den Schergen des Unterganges gemacht hat. Und er weiß, daß er fich hinfort vor keiner irdischen Macht mehr fürchten darf. Denn er hat auch einmal felber ganz mit feinem Leben abgefchloffen gehabt, hat einmal wirklich und vollſtändig gebeichtet und im Mahl des Herrn das Sie gel einer Gnade empfangen, die über alles Unfertige, Ver fäumte, Verfchuldete die Vergebung breitet.

Er hat erfahren, wie füß, wie unfagbar füß das Licht der Frei heit ist und wie köftlich das Leben, das wie eine lautere Gnade, als reines, unverdientes, unerwartetes Gefchenk über ihn gekommen ist, nicht mehr bedeckt durch den Rauh reif der Selbstgerechtigkeit und Selbstbehauptung. Nach jener königlichen Stille aber, da die Haft der Zeit ihm keinen Schaden tun durfte, da er Woche um Woche beten, meditieren, denken und wieder beten konnte, da er feinen Geift wie weichen Ton in die Hand des ewigen Herrn legen und durch die göttliche Nähe prägen laffen durfte, nach je ner Zeit der Stille, die ihn innerlich frei gemacht hat wie nie zuvor, wird er noch oft zurückblicken und wird immer aufs neue von der Frage bewegt werden, ob es denn das, was ihm im Angesichte jener Todesgrenze an fchönften und köft lichften Gaben Gottes erkennbar wurde, nicht auch mitten im Leben gibt.

Noch stärker aber bewegt ihn die Verpflichtung, die jene Zeit auf ihn gelegt hat.

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