ANREDE AN DEN LESER

Solltest Du unverfehens, lieber Lefer, über dies Büchlein ge raten und zu dem Eindruck gelangen, daß es von Dingen rede, die nicht für die Öffentlichkeit geeignet feien, ſo fei meiner Zuftimmung gewiß. Denn hier ift weder von hifto rifchen Zufammenhängen unferer jüngsten Vergangenheit die Rede, die bisher unbekannt geblieben wären, noch wäre der Anfpruch biographifcher Befonderheit gerechtfertigt, denn taufend Andere haben Ähnliches wie ich, Ungezählte noch Schlimmeres durchgemacht, noch wird hier das trau rige Gefchäft betrieben, den Haß in der Welt zu vermehren. Dies Büchlein ift nichts anderes als ein Bericht, der nur wahr heitsgetreu erzählen, aber nicht dramatifieren oder heroi fieren will, und der mit der Öffentlichkeit fo viel und fo we nig zu tun hat wie ich felbft.

Aber verfuche zu verftehen, lieber Lefer, daß es Menfchen gibt, denen ich diefen Bericht fchuldig bin, und daß ich ihn, wenn ich schon die weite Öffentlichkeit nicht mit meinen perfönlichen Erfahrungen zu behelligen wünsche, doch in die Hände jener Menfchen übergeben möchte, nämlich

meiner Frau

wegen ihrer unvergleichlichen Tapferkeit und jenes unerfchütterlichen Gleichmaßes, das nur der chriftliche Glaube gewährt,

meinem alten Vater

in Ehrerbietung und Dankbarkeit,

meinem alten Bifchof,

weil er mich im Gefängnis befucht hat und ich darum feiner nach dem Herrenwort Matth . 25, 36 gedenken muß,

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