gewißheit, in diefer erniedrigenden Saga von der Haltlofigs keit der Menfchlichkeit- das Wort Gottes.
Ich habe endlich meine Bibel wieder, meine vertraute kleine Tafchenbibel, die mich feit den Tagen meiner Indienreife be gleitet hat und fo viele denkwürdige Eintragungen enthält. Nun fchreibe ich ein neues Datum an den Rand beim er ften Buche Mofis, im 50. Kapitel:„ Die Brüder aber Jofephs fürchteten fich, da ihr Vater geftorben war, und ſprachen: Jofeph möchte uns gram fein, und vergelten alle Bosheit, die wir an ihm getan haben. Darum ließen fie ihm fagen: Dein Vater befahl vor feinem Tode und fprach: Alfo follt ihr Jofeph fagen: Vergib doch deinen Brüdern die Miffetat und ihre Sünde, daß fie fo übel an dir getan haben. So vergib doch nun diefe Miffetat uns, den Dienern des Gottes dei > nes Vaters. Aber Jofeph weinte, da fie folches zu ihm redeten. Und feine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und fprachen: Siehe, wir find deine Knechte.
Jofeph ſprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich bin unter Gott . Ihr gedachtet es böfe mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er täte, wie es jetzt am Tage ift, zu erhalten viel Volks. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch verforgen und eure Kinder. Und er tröftete fie und redete freundlich mit ihnen."
Das wird der Text der erften Predigt, die ich nach der Be freiung halte. Die Gefängniskirche ift voll, natürlich, denn vor ihnen ſteht einer im Talar, den fie bis dahin nur im fchä bigen, äußerft fchäbigen Sträflingsanzug gekannt haben. Ich kann es nicht ändern, daß es ein, Judenbuch" ift, das da von Edelmut fpricht und damit den erften, fehr fchmalen, aber unüberfehbaren Damm gegen die neue Welle von Haẞ und Vergeltung aufwirft; es ift Gottes Wort und heiliger Wille. ,, Ich bin unter Gott ".
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