wiederholt, ift fo unwahrscheinlich würdelos, daß der Bes obachter nur zu dem Schluß kommen kann: es brauchte gar keine Kzs gegeben zu haben und keine Goebbelsfche Propaganda, keine Stalingrad - Strategie und keinen totalen Vernichtungskrieg bis zum letzten- diefe atemberaubende Feigheit, da nicht einmal der leifefte Verfuch unternommen wird, fich zu den Idealen von geftern zu bekennen, da eine einftmals große oder wenigftens laute Sache nicht einmal mehr verraten wird, fondern in einer niederfchmetternden Ruhmlofigkeit einfach in das Nichts fällt- diefe atemberau bende Feigheit ift das fchlimmfte Selbftgericht über die eben zufammengebrochene politifche Ordnung, die man fich den ken kann. Man kann nicht einmal vom tofenden Zufam menbruch reden- diefer Untergang ist wahrhaft einmalig, noch nie ist ein Kapitel deutfcher Gefchichte fo ruhmlos zu Ende gegangen.

Sollte in diefem verwirrten und benommenen Volk, das durch Bombennächte und Hunger, durch Leid und Wunden, durch Betrug und Verführung gegangen ift und noch schwe reren Dingen entgegengeht, noch ein Nationalgefühl leben dig fein, dann muß diefe Schmach brennen und brennen. Sie haben dem deutfchen Namen Unvorftellbares angetan. Das ift die andere Seite. Und dazwifchen liegt die turbu lente Welt, in der wir jetzt leben. Die nervöfen, unterernähr ten Mitgefangenen laffen- begreiflicherweife- jedes feelifche Gleichgewicht vermiffen; die Beamten find wie abgeftumpft durch die Eindrücke, denen fie führungslos preisgegeben find, und die Amerikaner haben alle Mühe, die Böcke von den Schafen zu fondern, bei Gefangenen, Beamten und Neu ankommenden.

Es iſt eine fehr nervöfe Welt; immerfort droht eine Saite zu reißen. Aber einen Punkt gibt es in diefer nebelhaften Un

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