nach Floffenbürg und in den Tod gebracht war, und daß uns vielleicht nur der Zufammenbruch des gefamten Nachrich tenwefens vor dem gleichen Schickfal bewahrt hatte.

In der letzten Nacht, während ich mein Bett wegen des bef feren Schutzes gegen Granatfplitter unter das Gitterfenfter gezogen hatte, drang aus dem Keller, wo die Gefängnisleis tung mit ihren Getreueften noch ein Abfchiedsgelage ver anftaltete, der Duft von Gebratenem und der Lärm wein feliger Männer herauf, während oben in ihren Zellen hun Iderte von Männern zwifchen Hunger und Todesangft fie bernd auf ihre herannahende Befreiung hofften. Ich felber habe gefchlafen und fehe ein, daß ich eines Tages eine theo logifche Abhandlung werde fchreiben müffen über den Schlaf als eine Form, Gott zu loben.

Ich bin gänzlich ruhig, als am andern Vormittage, während das Ohr noch kaum eine Veränderung im Artilleriebefchuß wahrzunehmen vermag, plötzlich nach kurzem Lärm auf dem Flur die Zellentür aufgeriffen wird und einer der Lei densgenoffen mit Freudentränen hereinstürzt: Die Ameri kaner find da!"

Es find wirkliche Freudentränen, die in feinen Augen ſtehen, und es iſt eine ehrliche Entrüftung, mit der er feftſtellt: Du freuft Dich garnicht!

Es ist wahr: ich freue mich nicht. Jedensfalls nicht in diefem vordergründigen, faft ein wenig einfältigen Sinn, in dem es meine johlenden, aufgeregt geftikulierenden Gefährten tun. Mir ift fofort klar, daß für die Meiſten jetzt ein fehr mühfe liger Weg ins Leben zurück beginnen wird- langwierige Formalitäten, bis wir wirklich als freie Menfchen uns drau Ben bewegen können, die Suche nach den Familien, die Fra ge, wo künftig meine Heimat fein wird.

Da ift die jäh auffteigende Bitterkeit, daß es Fremde fein

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