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offizieller Reifeproviant beſteht aus zwei großen Brotfchnit ten mit Aufftrich. Anderes haben wir nicht. Unfere wackeren Polizeimeifter, die fich als erfolgreiche Kleintierzüchter er weifen, ziehen prächtige Vorräte mit Kaninchenleberwurft, gekochten Eiern und andern fchätzenswerten Dingen hervor; ein jüngerer Beamter, der in dem Beftreben, fich abzu fetzen", von irgend einer Front zu uns geftoßen ist, hat aus aufgelöftenWehrmachtsbeftänden einige Dofen mitgebracht. Er macht eine davon auf, und man spürt einen herrlichen Duft von folider, guter Wurft; er tut fich gütlich und die an dern wiffen ihn zu kameradfchaftlichemOpfer zuveranlaffen, in folchen Fällen gibt es kein Pardon und keine falfche Scham. Alle halten fich an die Vorfchrift, daß man Gefangenen, und nun erft Gestapo - Gefangenen nichts abgeben darf- wer will fie tadeln, wenn fie fich an ihre Beftimmungen halten? Außer dem find wir in der Übung; wie man einen Ranken Brot fo ein teilt, daß er unwahrscheinlich lange reicht, wiffen wir längft. Man kann mit zwei Doppelfchnitten Brot auch fiebzig Stun den auskommen; wirklich, man kann es. Im Ernft- ich spüre den Hunger nicht einmal; denn es braucht nun wirklich nicht viel Gemerk, um zu spüren, daß wir Zeugen eines gefchicht lichen Zufammenbruchs werden.
Endlich, endlich- es ift fchon wieder tiefe Nacht- werden wir in Fürth ausgeladen.Weiter geht es nicht. Der letzte Angriff muß furchtbar gewefen fein. Man hört Zahlen von Todes opfern. Irgendwo brennt es noch. Jedenfalls geht es nicht weiter, wir müffen in einem merkwürdigen Saal unterkom men, der, von Bombenflüchtlingen, Soldaten, Verwundeten, und den erften Oftflüchtlingen überfüllt, das beginnende Nomadenfchickfal fo Vieler vorfchattet. Zufammenbruch und Umwandlung find fchon im vollen Zuge. Auch die Schei delinie zwifchen Geftapohäftlingen und anderen„ Volksge
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