fogar Ringe und Uhren ausgehändigt. Es ift erftaunlich, was derartige Äußerlichkeiten auf die Haltung eines Menschen vermögen; ich habe es bei jeder Rafur empfunden. Daß mich die Poften anbrüllten, hat mir- mit zwei Ausnahmen- über haupt keinen Eindruck gemacht; daß ich unraffert zu den Vernehmungen geführt wurde, war mir läftig. Es gibt eben fehr verfchiedene Lebensftandards und infolgedeffen auch verfchiedene Formen großer und kleiner Quälerei.
Ein kleiner Vorgang, der fich beim Abtransport zur Verhand lung zutrug, ift mir noch in Erinnerung. Als die uns über nehmenden Geftapo- Beamten uns vor dem Einſteigen in den grünen Polizeiwagen aufs Neue mit ihren eigenen Fel feln anfchloffen, fehlte ein Paar Handfeffeln. Es geschah, was mir wegen meines schlechthin unbedeutenden Äußeren oft widerfährt- ich wurde überfehen, und der Befehl zum Ab transport erteilt, obwohl ich noch ungefeffelt war. Da erhob einer meiner Mitgefangenen Proteft: Einer ift noch nicht ge feffelt! Und fo wurde denn das Erforderliche, wenn auch un ter einigem nicht unbeträchtlichem Zeitverluft, bis ein Paar vorfchriftsmäßiger Feffeln befchafft war, nachgeholt, und wir konnten im allgemeinen Seelenfrieden unfere Reife antre ten. Ich berichte das nicht, um jenen hier ungenannten Mit gefangenen fchlecht zu machen, mit dem ich mich tatsächlich ſpäter fehr befreundet habe, fondern um zu zeigen, wie rafch die Haftpfychofe einen Menfchen herunterbringen kann; fie kann auch ganz rechtfchaffene Leute kleinlich und gereizt machen. Und das ift eine der fchlimmften Begleiterfcheinun gen jeder Haft.
Die Fahrt im grünen, vergitterten Polizeiwagen war gei fterhaft. Ich hatte mir unbemerkt den Platz gegenüber der Tür gefichert und konnte auf diefe Weife, wenn auch fehr frag mentarisch, die Ausficht genießen. Noch rollte der Apparat
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