und allen, die es in diefem Jahre im Glauben vernähmen; und daß es nun darauf ankäme, daß wir im feften Glauben diefe Verheißung hinnähmen, daß Gott , der in Jefus Chriftus der im Todesdunkel verfinkenden Welt das ewige Licht habe aufgehen laffen, es auch für uns fcheinen laffen werde. Jetzt hätten wir in unferen Zellen fo gut wie nichts mehr von alledem, was früher das Weihnachtsfeft für die Menfchen vers traut und gemütvoll gemacht hätte, nun fei nur noch dies eine übrig geblieben- Gottes große Verheißung; daran woll ten wir uns halten und ihn mitten in der Dunkelheit, Ungewißheit und Todverfallenheit unferer Zellen durch einen feften und unerfchütterlichen Glauben an feine Zufage prei fen. Und dann kniete er mitten in der Zelle auf dem har ten, kalten Boden nieder, und während ich das von ihm felbft ausgewählte, fchöne alte Beichtgebet aus Thomas a Kempis betete und ihm die Abfolution zufprach, rannen lautlos und unabläffig die Tränen feinen Wangen hinab. Aber es war eine ganz ftille und getrofte Abendmahlsfeier, und der Troft der göttlichen Verheißung lag fpürbar über diefer weihnacht lichen Stunde in der Zelle des Geftapo- Gefängniffes zu Ber lin. Ja, der Friede Gottes war wirklich und gegenwärtig- ,, wie man eine Hand fühlt".
Da der Kommandant, der fichtlich alles ohne irgend eine Ge nehmigung, allein auffeine perfönliche Verantwortung zuge laffen hatte, kein weiteres, perfönliches Geſpräch erlaubte, bin ich nach einem Schlußchoral des Geigers mit einem feften Händedruck gefchieden:„ Gott fegne Sie, Bruder X!" Draußen ergriff der Kommandant zweimal mit eifernem Händedruck meine Hand und fagte, während es ihm feucht in die Augen ftieg:„ Ich danke ihnen. Sie können es nicht ahnen, was Sie mir mit diefem Abend für mein schweres, trauriges Tagewerk gegeben haben!"
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