der Gemeinfchaftshaft vorzog, auch in ihrer ftrengen Form. Mir ift auf diefe Weife ein Gefchenk zuteil geworden, das ich fonft nur um den Preis, Trappiftenmönch zu werden, hätte haben können. Gewiß war das dunkle Schickfal immer ge genwärtig, und es hat gelegentlich, glücklicherweife äußerst felten, an fchweren und fchwerften Anfechtungen nicht ge fehlt; aber daẞ mir auf diefe Weife, auf der Mittagshöhe mei> nes Lebens, die Möglichkeit zu einer ganz geordneten, durch keine äußerlichen Eindrücke geftörten geiftigen und geift lichen Disziplinierung und Übung im Glauben gefchenkt wurde, bedeutet für mich noch heute ein Gefchenk von un verlierbarer Koftbarkeit.

Die Verhöre waren- außer zwei oder drei Gefprächen mit Poelchau- die einzige Unterbrechung diefer ftrengen, erften Wochen; bei dem unverfehenen Wechfel aus der völligen, schweigenden Abgefchloffenheit in das lebhaftefte, Geſpräch" des Verhörs glich dann mein Geift dem Bogen, deffen frisch geftraffte Sehne den Pfeil mit doppelter Kraft schnellt. So habe ich gerade die erfte, fchwierigfte und gefährlichfte Vers nehmung, ohne es felbft zu spüren, durchgehalten. Das Ge genüber wechfelte; fchon bei der Feftftellung zur Perfon" entdeckte ich, welcher unvermuteten Bekanntheit ich mich in der Meinekeftraße erfreute, man wußte in jeder Sparte von meinen Predigten, Reifen und Vorträgen; dann trat der Gewaltige felbft wieder in Aktion, einem jederzeit zum Aus bruch bereiten Vulkan vergleichbar- aber ich hielt durch. Ich weiß, daß es andere wefentlich schwerer gehabt haben als ich; zu eitlem Selbftruhm ift das alles nicht erzählt. Was mir Conftantin von Dietze über feine Gegenüberftellung mit Goerdeler berichtete, hat mich erschüttert; er ſtand ei nem Manne gegenüber, aus dem die Geftapo bei lebendi gem Leibe eine Ruine gemacht hatte. Mit einer abweifenden,

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