urteilen konnte, aus Überzeugung und hat der meinen einen unbewußten Refpekt nicht verfagt. Er duldete es fchweigend, daß mir mitten in einem Geſpräch, als ich meine durch keine irdifche Inftanz begrenzte Verantwortung als Prediger kräf tig zum Ausdruck gebracht hatte, feine Sekretärin als ftum mes Zeichen der Anerkennung eine Zigarette anbot. Das alles milderte den Eindruck des Unmenfchlichen und Böfen, der fonft über diefer Inftitution lag.

Mit befonderer Dankbarkeit erfüllte mich, daß ich alle diefe Verhöre mit größter Frifche und Elaftizität durchſtand. Das erfte unter Dr. Neuhaus begann irgendwann am frühen Vormittag, eine Uhr befaß ich ja nicht mehr; als ich an die fem Tage endlich wieder nach oben in meine Zelle gebracht wurde, fiel mein Blick auf eine Uhr in der Schreibftube, es war genau Mitternacht. Dazwischen hatte nur eine kleine Paufe mit einem Teller Suppe gelegen, das war alles. Und es war nicht nur das aufregende fchöne Spiel um Tod und Leben gewefen, das mich wendig erhalten hatte; ich war wirklich mühelos und ohne zu ermüden diefem Spiel mit allen feinen Wechſelfällen und Zwifchenfällen gefolgt. Auch die andern Vernehmungen hatten mich nicht ermüdet. So erftaunlich es klingen mag: ich hätte, vor allem für das erfte Verhör, keine beffere Vorbereitung erfahren können als die Haft. Die Verhaftung hatte, da fie nicht unvermutet kam und mich daher auch nicht völlig aus dem Geleife gewor fen hatte diefe Anfechtungen kamen erft fpäter-, nur eine Schock wirkung ausgeübt, die dazugedient hatte, mich geiftig und feelisch alert zu machen. Durch den regelmäßigen, für meine Verhältniffe langen Schlaf hatte ich viel verfäumte Nachtruhe nachgeholt und war ganz ausgeruht. Die Karg heit der Koft hatte in diefen erften, fommerlich heißen Tagen der Haft noch keinerlei Schaden getan, fondern nur die Be

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