und irgend jemand mochte ihn auf einige allerdings fehr un­angenehme Schweizer Preffeäußerungen hingewiefen ha ben, die im dortigen Evangelifchen Preffedienft erschienen waren. Er fragte alfo nach meinen Beziehungen zu diefer Organiſation; ich hatte keine. Als er fich fo leichten Kaufes nicht gefchlagen geben wollte und mit der verhüllten, aber immerhin erkennbaren Unterftellung fortfuhr, daß ich nicht die Wahrheit fagte, war ich entrüftet und fagte ihm im Tone fachkundiger Überlegenheit: Die Herren überfehen fort gefetzt, daß die Schweiz calviniftifch ift, und daß der Luthe rifche Weltkonvent( deffen Generalfekretär ich war) außer zwei winzigen Gemeinden in Zürich und Bafel dort über haupt keine amtlichen Beziehungen hat".Worauf er, willens fich keine Blöße zu geben, fich zu verfichern beeilte: Das ift mir natürlich bekannt"- und damit nun völlig die Möglich keit verlor, den angesponnenen Faden weiterzuführen. So endete dies letzte Verhör fchon nach wenigen Minuten. Mir verblieb als ekler Nachgefchmack die Erkenntnis, daß Men fchen meines Blutes offenkundig befchloffen hatten, mich un ter jedem fich bietenden Vorwand zum Tode zu bringen. Aber mit der Empörung verband fich noch etwas Anderes; ich verftand das Ganze immer weniger. Diefer Wille zu töten, der ja nicht nur mir gegenüber in diefem Haufe herrschte, glich einem wild um fich fchlagenden Rafenden. Wie unficher mußte ein Syftem fich fühlen, wenn es fo planlos zufchlug! In bemerkenswertem Unterfchiede zu diefen letzten Ver nehmungen ftanden die beiden umfaffenden Verhöre, die fich mit meiner Verkündigung befchäftigten, und die ich für viel wefentlicher halten mußte, als die gefährlichen Angriffe des Dr. Neuhaus. Sie waren auf jeden Fall befonders inte reffant und zugleich fehr auffchlußreich für das Bild, das die Geftapo fich von Kirche und Chriftenheit gemacht hatte.

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