zu den Anfprechbaren eröffnet und mir Gelegenheit zu einigen ernsthaften Geſprächen gegeben.

Mit dem gleichen kleinen Wörtlein habe ich einmal einen alten, fchon ganz verknitterten Juftizbeamten in Tegel völlig aus der Faffung gebracht. Es war in den erften schweren Tegeler Tagen, als der Befehl zur Feffelung noch ganz neu war. Diefer Alte hatte eines Abends vor dem Schlafengehen meine Feffeln abfchließen müffen, und als er fertig war, hatte ich es mir nicht verfagen können, mit höflichem, weltmän nifchem Tonfall, Danke fehr" zu fagen.Wie benommen ftand er auf und ging hinaus, kam aber dann fofort wieder herein und fagte faft rauh: Für fo etwas brauchen Sie fich doch nicht auch noch zu bedanken", worauf ich erwiderte: Sie haben doch nur Ihre Pflicht getan"- Zauberwort für jede gute deutfche Beamtenfeele! Wenn er noch gewußt hätte, wie man zärtlich wird, wäre er es jetzt geworden. So fchritt er nur unverständlich grunzend von dannen. So geht die Zeit ihren fchweren, ungewiffen Gang. Die Abge fchloffenheit ift vollſtändig. Außer den ganz wenigen dienſt lichen Bemerkungen von und zu den Poften fällt kein Wort; wenn morgens, mittags und abends die Mahlzeiten gebracht werden, ſteht alles, was es für mich noch von der Welt gibt, an meiner Zellentür. Keine Uhr, nicht ein Fetzen Papier zum Schreiben oder Lefen- nur die vier kahlen Zellenwände, das ift alles. Man muß alle Mittel geiftiger Selbstbehauptung mobilifieren, um nicht aus den Fugen zu geraten. Keine Nach richt von draußen nach drinnen oder umgekehrt.

Und doch fehlt es an Tröftungen Gottes nicht. Eine von fei nen geringen Tröftungen war es, daß ich eines Tages einen Falken kreifen fah. Der Augufthimmel ftand noch in feiner vollen, makellofen Pracht über dem grauen, toten Viereck des Gefängnishofes, der gerade in diefer fommerlichen Welt läh

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