Leute zum Wachdienft nach Berlin kommandiert! Buchstäb lich ihr ganzes Leben beftand in diefem über alle Maẞen eintönigen Dienft- vier Stunden Wache, vier Stunden Be reitschaft, vier Stunden Freizeit. Was fie mit ihrer Freizeit machten, war völlig ihnen überlaffen; und was es in dem fchon völlig zerftörten Berlin für fie noch an ,, Freuden" gab, darüber ließen ihre laut und rückhaltlos geführten Gespräs che keinen Zweifel. Die meiſten von ihnen verkamen einfach, und zwar nicht einmal auf fehr dramatische Weife; Nichtstun und Inhaltlofigkeit, dazu die erzwungene Bru talität fraßen fie von innen her auf. Hinter wie vielen diefer immer leerer werdenden Gefichter könnte man noch ohne Mühe den frischen Bauernburfchen von einft entdecken! Es ift bitter und fchmerzlich zu denken, daß das Dritte Reich unter ihnen nicht weniger Opfer gefordert hat als unter uns. Ihre Unterführer waren zumeift gänzlich wertlos; wie töricht viele von ihnen waren, ging daraus hervor, daß fie gegen Ende, als der Ausgang der Dinge fchon kaum noch zwei felhaft fein konnte, mit doppelt zackiger Brutalität die Ord nung aufrecht zu erhalten verfuchten, die im übrigen durch uns- fchon aus ganz primitiver Klugheit- nicht fonderlich gefährdet war.
Später aber gelang doch mit dem einen oder andern ein ernsthafteres Gespräch; ich konnte diefer Verwirtschaftung junger Menfchen nicht einfach wortlos zufehen. Das Mittel, den Zugang zu gewinnen, war ganz einfach; ich fagte bei den üblichen Verrichtungen, bei denen wir mit den Poften zu tun hatten, beim Herausfetzen der Wafferkrüge oder beim Abliefern der Handtücher, danke"- ohne befonderen Ak zent, nur mit der Selbſtverſtändlichkeit des gut erzogenen Menfchen. Es war erstaunlich, wie verfchieden die Reaktion auf dies einfache Wörtlein war. Jedenfalls hat es mir den Weg
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