worden bin, doch felbſtverſtändlich an mancher Erwägung über die Zukunft teilgenommen, foweit Kirche und geiftiges Leben in Betracht kamen.War jemandem zu jener Zeit klar, wohin der Weg gehen würde- und mir war nicht mehr der leifefte Zweifel daran, daß wir auf die Kataftrophe zutries ben, dann war es Vaterlandsverrat, fich über die Zukunft keine Gedanken zu machen. Aber daß dies alles kein ak tiver Einfatz bei der Vorbereitung des 20. Juli war, ist wohl deutlich.
Auch Goerdeler fcheint über dies Attentat anderer Meinung gewefen zu fein als Stauffenberg ; aber als er später auf der Flucht um meinen Rat bat, habe ich ihm geholfen, wie es die Kirche in vergangenen Jahrhunderten oft getan. Diese Tat fache habe ich später vor der Geftapo zugeftanden.
Die dritte Vermutung war allgemeiner Natur gewefen. Vom Blickpunkt der Geftapo aus war ich eigentlich längst fällig. Genug Zwifchenfälle im Einzelnen hatten fich zugetragen, Ausweifungen, befristete Redeverbote, Entzug des Reifepal fes, Verbot meiner Zeitfchrift, wiederholte Verhöre, kurz lau ter Mahnmale, wie fie den Weg vieler rechtfchaffner Deutſcher, die das öffentliche Leben nicht ganz vermeiden konnten, zier ten. Schließlich hatte die Geftapo ihre wahre Meinung mir gegenüber dadurch kundgetan, daß fie mir wenige Tage vor dem 20. Juli ein totales Reifeverbot zudiktierte, das mit Aus nahme der Predigttätigkeit in Berlin auch ein vollſtändiges Redeverbot in fich fchloß. Daß ich fällig war, ftand alfo völlig unabhängig vom 20. Juli feft. Was man mir von diefer Seite her vorwerfen konnte, war uferlos. Ließ man das taufend fach zugefagte Recht gelten, fo war ich unfchuldig; nahm man den in meiner öffentlichen Tätigkeit unverkennbar zutage getretenen Gegenfatz gegen die Grundlehren des National> fozialismus zum Anlaß meiner Verhaftung, dann war jedes
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