hineingedrungen, oder fie war unfähiger, als der deutsche Bürger glaubte.Wahrfcheinlich trifft beides zu. Ich fah in den ( päteren Wochen mehr als einen SS - Führer als Häftling, der in irgend einer Weife am 20. Juli beteiligt war; andererfeits habe ich auch einem der verhörenden Geftapiften vorge halten, daß es nicht nur für mich unverftändlich war, woher die Geftapo noch im Hochfommer 1944Zeit und Leute nahm, um fämtliche Pfarrer der Berliner Bekennenden Kirche da rüber zu verhören, wohin fie ihre Kollekten abführten, wäh rend fich faft unter ihren Augen eine Verfchwörung gegen Hitlers Leben vorbereitete!
Mein eigener Grund, gegenüber Goerdeler Zurückhaltung zu üben, war die Tatfache, daß ich nicht die Berufung zu un mittelbarem politifchem Einfatz empfinden konnte. Ich hatte zu jener Zeit eine fo blühende Vortragsarbeit, daß ich noch heute nur mit Bewegung an jene ſpannungs- und erwar tungsreiche Zeit zurückdenken kann, in der unter den immer härter werdenden Schlägen des Luftkrieges der innere Hun ger immer ftärker erwachte.Noch heute bewegt mich das Bild jener vielen überfüllten Kirchen, die oft von 2-3000 Men fchen befucht waren; die meiſten liegen heute in Trümmern. Es konnte mir nicht zweifelhaft fein, daß hier mein eigent licher Auftrag lag; war ich Prediger des Evangeliums, fo durf te ich nicht auch etwas Anderes fein wollen.
Aber dem Kreife feiner Mitarbeiter ftand ich nicht fern. Sie kamen häufig in meine Gottesdienfte, um jene Zeit kann te fich in Deutſchland ein beftimmter Kreis von Leuten ohne jede Verabredung von felbft. Und fo habe ich, wenngleich ich an der aktiven Vorbereitung des 20. Juli in keiner Weife beteiligt war, und von meinen Bekannten, die mein geift liches Amt in diefer Hinficht refpektierten, ohne daß je ein Wort darüber gefallen wäre, auch nie dazu aufgefordert
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